Stadtgeschichte
Erste Erwähnung und Entwicklung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
Die erste urkundliche Erwähnung von Haan findet sich im Zehntregister der Erzdiözese Köln zwischen 1308 und 1310. Dort wird eine „hagene capella“, eine „Kapelle zu Haan“ genannt.
Haan gehörte zum Besitz des Erzbischofs von Köln, er war oberster Landes- und Gerichtsherr. Mit Hilden zusammen bildete Haan eine gerichtliche Einheit mit eigenem Landgericht, Schöffen und Schultheißen. Bei der Aufgliederung des Landes Berg zwischen 1350 und 1360 in acht Ämter wurde Haan dem Amt Solingen zugeteilt. Obwohl sich die Herzöge von Berg zunehmend landesherrliche Rechte anmaßten, blieb Haan doch bis Ende 1802 im Besitz der Erzdiözese Köln.
Erst im Januar 1803 ging Haan an den Herzog von Berg über, der es 1806 mit seinem gesamten Herzogtum an Napoleon abtrat. Nach der territorialen Neuordnung durch die französische Verwaltung lautete die offizielle Bezeichnung Haans: Mairie Haan im Kanton Mettmann im Arrondissement Düsseldorf im Departements Rhein im Großherzogtum Berg.
1815 übernahmen die Preußen das Bergische Land und machten aus Haan eine preußische Bürgermeisterei. Sowohl der Mairie als auch der Bürgermeisterei waren bis 1894 verschiedene umliegende Gemeinden zugehörig.
Namensbedeutung
Der Ortsname Haan leitet sich von dem Begriff „Hagen“ her: Ein von Buschwerk oder einer lebenden Hecke eingehegter Platz. In der mundartlichen Verfremdung wurde „Hagen“ zu „Haan“. Der ursprüngliche Siedlungsplatz mit erster Erweiterung ist noch heute am Stadtbild rund um den Bereich Alter Kirchplatz und Rathaus sichtbar.
Stadtrechte und Entwicklung im 20. Jahrhundert
Am 15. Februar 1921 erhielt Haan nach langer Vorlaufzeit die Stadtrechte. 1936 folgte ein eigenes Wappen.
Die kleine Siedlung Haan entwickelte sich zunächst entlang der heutigen Kaiserstraße zwischen Alter Kirchplatz und Windhövel. Dazu kamen die zahlreichen Bauernhöfe und Kotten in der Umgebung. Die Landwirtschaft bildete die Haupterwerbsquelle der Bevölkerung, doch früh werden auch Schleifer und Weber erwähnt.
Textilindustrie
Aus dem Weberhandwerk und begünstigt durch den Bau der Bahnlinien Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die blühende Haaner Textilverarbeitungsindustrie, deren letzte große Betriebe erst vor wenigen Jahrzehnten schließen mussten. In den Schleifkotten im Ittertal hingegen ist der Ursprung der Haaner metallverarbeitenden Industrie zu finden. Die Herstellung von Schneid- und Metallwaren aller Art war das zweite große Standbein der hiesigen Wirtschaft. Die Erzeugnisse der Haaner Stahlwarenfabrikation sind bis heute die einzigen, die sich außerhalb vonSolingen mit dem Qualitätsvermerk „Solinger Stahlwaren“ schmücken dürfen. Hinzu kamen andere Wirtschaftszweige vielfältigster Art, von denen der Haaner Samenhandel einer der größten war.
Strukturwandel
Mit der Erschließung großer Gewerbegebiete leitete die Stadt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Strukturwandel ein, der neue Arbeitsplätze schuf. Zusammen mit der Entwicklung neuer Wohngebiete und einer attraktiven Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger war dies eine gute Voraussetzung, um der in den 1970er Jahren anlaufenden kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen zu trotzen. Nicht zuletzt die bis heute legendäre Großdemonstration fast aller Einwohner im Mai 1974 in Düsseldorf zum Erhalt der Selbstständigkeit führte dazu, dass zum 1. Januar 1975 Haan und Gruiten zusammen die neue Stadt Haan bildeten.
Haans historische Bausubstanz
Drei Denkmalbereiche im Stadtgebiet mit über 140 eingetragenen Baudenkmälern bewahren die historische Bausubstanz. Zusammen mit den großen öffentlichen Grünanlagen, stattlichen alten Bäumen entlang vieler Straßenzüge und zahlreicher privater Gärten sorgen sie für ein freundliches Stadtbild. Den seit über hundert Jahren zur Stadtwerbung genutzten Begriff „Gartenstadt Haan“ trägt Haan nun seit Mai 2016 offiziell als Zusatz zum Stadtnamen.
Städtepartnerschaften
Mit vier Städtepartnerschaften unterstützt Haan die europäische Idee: Eu in Frankreich, Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt, Berwick-upon-Tweed in Großbritannien und Dobrodzien in Polen sind die mit Haan verbundenen Gemeinden.
Europagemeinde
Seit 1994 darf Haan den vom Europarat verliehenen Titel „Gemeinde Europas“ tragen.
Bürgermeister und Bürgermeisterinnen von Haan
- 1808 – 1821 Johann Friedrich Schmachtenberg
- 1821 – 1823 Ludwig Pithan
- 1823 – 1826 Peter Wilhelm Feldhoff
- 1826 – 1834 Friedrich Wilhelm Scharwitz
- 1834 – 1855 Karl Wilhelm Schnittert
- 1855 – 1867 Heinrich Bilcken
- 1867 – 1892 Gottwald Hirsch
- 1892 – 1896 Karl Böning
- 1896 – 1903 Karl Czettritz
- 1903 Regierungsreferendar von Laer (Vornamen unbekannt)
- 1903 – 1910 Wilhelm Thiemann
- 1910 – 1920 Richard Gläßner
- 1921 – 1931 Ernst Heßmann
- 1931 – 1944 Oskar Adrian (parteilos)
- 1945 – 1946 Paul Schnabel (Amtseinsetzung durch amerik. Militärreg.)
- 1946 Otto Höhn (CDU) (Amtseinsetzung durch brit. Militärreg.)
- 1946 Max Streppel (SPD)
- 1946 – 1948 Alfred Berrenberg (CDU)
- 1948 – 1949 Albert Alteköster (SPD)
- 1949 – 1950 Hans Rieth (CDU)
- 1950 – 1956 Heinrich Raeder (FDP)
- 1956 – 1961 Gustav Kampmann (SPD)
- 1961 – 1963 Franz Niepel (CDU)
- 1963 – 1964 Theodor Stozno (SPD)
- 1964 – 1977 Franz Niepel (CDU)
- 1977 – 1986 Friedhelm Rüffer (CDU)
- 1986 – 1997 Renate Spethmann (CDU)
- 1997 – 2004 Martin Mönikes (CDU)
- 2004 – 2015 Knut vom Bovert (parteilos)
- seit 2015 Bettina Warnecke (parteilos)
Einwohnerzahlen der Gemeinde/Stadt Haan 1817 – 2021
Quellen: Verwaltungsberichte der Stadt Haan, Einwohnermeldeabteilung Stadt Haan
- 1817 1.900
- 1871 3.800
- 1890 7.210
- 1895 7.358
- 1900 8.115
- 1905 9.237
- 1910 9.841
- 1919 10.268
- 1925 10.670
- 1930 10.785
- 1933 11.074
- 1939 11.655
- 1940 11.624
- 1945 12.352
- 1946 13.099
- 1950 14.493
- 1955 16.021
- 1960 17.717
- 1965 19.481
- 1971 21.556
- 1977 27.598
- 1981 28.742
- 1991 30.055
- 1996 29.943
- 2001 29.654
- 2004 30.022
- 2009 30.046
- 2015 31.137
- 2021 31.118