Monheim am Rhein

Stadtgeschichte

Die Römer

Im 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung baute römisches Militär im heutigen Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe ein Kastell mit zwölf Türmen. Das heutige Haus Bürgel war eine von vielen Befestigungsanlagen zur Verteidigung der Rheingrenze des Imperium Romanum gegen die Germanen. Ausgrabungsfunde, zu sehen im Museum auf Haus Bürgel, weisen nach, dass Römer bereits seit dem 1. Jahrhundert hier ansässig waren. Seit 2021 zählt Haus Bürgel als Teil des Niedergermanischen Limes zum Weltkulturerbe.

Wer von Haus Bürgel spricht, muss auch vom Rhein sprechen. Die Römer errichteten ihr Kastell links des Stroms, der ein natürliches Hindernis für Beutezüge der Germanen bildete. Heute liegt Bürgel auf dem rechten Ufer. In geordneten Bahnen fließt der Rhein auf Monheimer Gebiet erst seit dem 20. Jahrhundert. Zuvor spielte der Rhein eine oft verheerende Doppelrolle – die Lebensader der fruchtbaren Rheinniederung, Arbeitgeberin vieler Berufe, vernichtete immer wieder das, was sie selbst so reichlich geschenkt hatte.

Gewaltige Hochwasser führten immer wieder zu Änderungen des Rheinverlaufs. Eine dieser Katastrophen hatte schließlich zur Folge, dass sich Bürgel seit 1374 rechtsrheinisch befindet.

 

Erste Erwähnung

Eine Urkunde aus dem Jahr 1157 nennt einen „willehelm de munheym“ (Wilhelm von Monheim), der mit dem Kölner Gereons-Stift einen Grundstückstausch vereinbarte. Etwa zur selben Zeit begann der Aufstieg der Grafen von Berg (ab 1380: Herzöge). Monheim bildete mit dem Rhein die Westgrenze ihres Territoriums, für 1257 wird eine Zoll- und für 1262 eine Braustätte genannt. Anfang des 14. Jahrhunderts ist es dann ein Markt, der Erwähnung findet.

Die Lage Monheims unmittelbar am Rhein weckte Begehrlichkeiten. Als das Amt des Erzbischofs von Köln nicht mehr, wie bis zur Ermordung von Engelbert II. 1225, in Personalunion von einem bergischen Grafen ausgeübt wurde, kam es zu starker Rivalität zwischen den Mächten Berg und Köln. Sie kulminierte in der Schlacht bei Worringen 1288. Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg unterlag mit seinen Verbündeten dem Aufgebot der Bergischen und musste als Gefangener eine Nacht in Monheim im Kirchturm von St. Gereon verbringen.

Der Kirchturm war Bestandteil der Befestigungsanlagen, auch sie zwischen Berg und Köln heftig umstritten. 1275 wird Monheim von Graf Adolf VI. befestigt, im Gegenzug zur Befestigung Worringens durch den Kölner Erzbischof. Schon vier Jahre später muss Adolf VI. auf Druck seines Kölner Rivalen die Monheimer Befestigung wieder schleifen. 1415 erhält Monheim durch Adolf VIII. seine zweite Befestigung – sie hat sogar nur zwei Jahre Bestand. Die letzte Befestigung Monheims erfolgte ab 1423, sie setzte sich wohl wie ihre Vorläufer aus Wall und Graben zusammen. Aus dieser Zeit stammt auch der 26 Meter hohe Schelmenturm.

 

Namensbedeutung

Theodor Prömpeler (1884 – 1954) führte den Namen „Monheim“ in seiner 1929 erschienenen „Geschichte der ehemaligen Freiheit Monheim“ auf einen Franken namens „Muno (Munno, Monno)“ zurück, und weiter: „Die Silbe ,heim‘ bedeutet Heim eines einzelnen Mannes oder Geschlechtes. Also würde Monheim etwa Heim des Muno oder Monno heißen.“

Es gibt aber auch andere Herleitungen, etwa die von Hans Bahlow („Deutschlands geographische Namenswelt“, Frankfurt am Main 1985). „Mon-“ gehe zurück auf alte Bezeichnungen für „Sumpf, Moder, Schmutz“. Ferner verweist Bahlow auf „Munne“, was für „Moder- oder Faulwasser“ stehe. Sumpfig oder modrig war es einst in Monheim gewiss, bedingt durch die häufigen Überschwemmungen bei starkem Rheinhochwasser.

 

Winrich von Kniprode

Ein Monheimer machte im späten Mittelalter Karriere. Es war der Ritter Winrich von Kniprode, geboren zwischen 1310 und 1315 auf einer Ansiedlung im Knipprather Wald. Die älteste Mitteilung über Winrich stammt aus dem Jahr 1334, als er bereits Amtsträger des Deutschen Ordens war. Am 16. September 1351 wurde er zum Hochmeister des Ordens gewählt, dem er bis zu seinem Tod am 24. Juni 1382 vorstand. Der Deutsche Orden eroberte das heutige Polen und Litauen, um dort gewaltsam zu missionieren. Sitz des Hochmeisters war die Marienburg in Westpreußen.

Eine historische Reminiszenz an die gewaltige Burganlage ist die kleine Monheimer Marienburg im nach ihr benannten Park. Bauherr war der Kölner Landgerichtsrat und Besitzer des Großen Hofs, Eugen von Kesseler (1832 – 1885). Er ließ die Marienburg als repräsentatives Landhaus 1879/80 von dem Architekten August Carl Lange (1834 – 1884) errichten.

 

Freiheit und Amt

„Alte Freiheit“ – ein bis heute häufig verwendetes Synonym für Monheim. Die Rechte einer bergischen „Freiheit“, die Stadtrechten wahrscheinlich durchaus nahekamen, erhielt Monheim zwischen 1390 und 1408. Während die Freiheitsrechte nur für den befestigten Ort Monheim galten, reichte der Zuständigkeitsbereich des Amtes Monheim weit darüber hinaus.

Ab etwa 1250 hatten die bergischen Landesherren ihr Territorium in Ämter eingeteilt, einer der Amtssitze war Monheim. Dazu gehörten 1363 neben Baumberg die heutigen Leverkusener Stadtteile Hitdorf und Rheindorf, die heutigen Langenfelder Stadtteile Reusrath und Richrath sowie die heutigen Düsseldorfer Stadtteile Urdenbach, Benrath, Himmelgeist, Itter, Holthausen, Wersten, Bilk und Hamm.

Amtmänner und Vögte – beide Ämter mitunter in einer Person vereinigt – waren die örtlichen bergischen Beamten. Ein Name verdient besondere Erwähnung, der des Vogtes Johann Peter Aschenbroich. Mit ihm begann 1695 eine Familientradition, die bis 1803 Bestand hatte. Vom Vater ging das Amt 1743 auf den Sohn über und 1774 auf den Enkel. Die Aschenbroichs verwendeten als Dienstsiegel die Darstellung einer Magd mit einer Gans.

Die „Gänseliesel“, die mit erhobenem Zeigefinger ihr schnatterndes Federvieh zur Verschwiegenheit ermahnt, wurde zur Vorlage des Monheimer Stadtwappens. Ob als Plastik auf dem Brunnen vor dem Rathaus oder als Traditionsfigur im Brauchtum – die Gänseliesel gehört zu Monheim wie der Schelmenturm.

 

Preußische Rheinprovinz

Mit Gründung des Rheinbunds durch Napoleon 1806 wurde das Amt Monheim nach rund 450 Jahren aufgelöst. Im Großherzogtum Berg entstand die Munizipalität Monheim mit Baumberg, Hitdorf und Rheindorf. Als Bürgermeisterei blieb dieser Gemeindeverband noch eine Weile am Leben, als nach dem Wiener Kongress 1815 das Rheinland zu Preußen kam.

Ein preußischer Bürgermeister war es denn auch, der Monheim in die Moderne führte. Philipp Krischer, Verwaltungschef von 1897 bis 1925, sorgte dafür, dass die weniger als 3000 Einwohner zählende Bürgermeisterei, die nun nur noch aus Monheim und Baumberg bestand, alle Einrichtungen erhielt, die bis heute die Infrastruktur einer leistungsfähigen Kommune ausmachen: Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser und elektrischer Energie, Anschluss an die Eisenbahn und ans Telefonnetz, Bau eines Krankenhauses, Eröffnung einer Volksbibliothek, Ansiedlung von Industriebetrieben, Gründung der Feuerwehr – all das geschah in Krischers Amtszeit. Nach ihm ist eine Straße benannt.

 

NS-Diktatur und Zweiter Weltkrieg

Am 9. November 1938 verwüsteten überall in Deutschland Nazi-Schergen die Synagogen und steckten sie in Brand. Dass eine Brandstiftung in Monheim unterblieb, lag lediglich daran, dass die Juden hier kein eigenes Gotteshaus hatten – sie besuchten die Synagoge in Langenfeld an der Hauptstraße. Die Monheimer Juden wurden in der Pogromnacht in ihren Wohnungen überfallen, misshandelt und ausgeplündert. Zwölf jüdische Bürgerinnen und Bürger, alle Mitglieder der Familie Herz, wurden in den Jahren 1941 und 1942 in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. An sie erinnern Stolpersteine.

Der katholische Geistliche Franz Boehm, seit 1938 Pfarrer an St. Gereon, hielt NS-kritische Predigten. 1944 wurde Boehm festgenommen und in das KZ Dachau deportiert, wo er am 13. Februar 1945 verstarb. Auch ihm ist ein Stolperstein gewidmet.

Rund 1200 Zwangsarbeitskräfte waren während des Zweiten Weltkriegs in Monheim und Baumberg in Industrie, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe beschäftigt, mindestens 44 von ihnen starben. Für sie sind ebenfalls Stolpersteine verlegt.

Beim schwersten Bombenangriff auf Monheim kamen am 21. Februar 1945 mindestens 51 Menschen ums Leben.

 

Stadt Monheim

Im Jahr 1951 schlossen sich Monheim und Baumberg zu einer Gemeinde zusammen; Hitdorf, das bereits seit 1857 eigene Stadtrechte hatte, trat 1960 ebenfalls bei. Im selben Jahr erhielt die neue Großgemeinde mit rund 13.000 Einwohnern die Stadtrechte. Die Sechzigerjahre waren durch ein enormes Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. In Monheim Süd und Baumberg Ost baute die „Neue Heimat“ Siedlungen für viele tausend Familien. Ende 1974 lebten rund 44.000 Menschen in Monheim.

Zu diesem Zeitpunkt hatte es den Anschein, als sei die Geschichte der Stadt Monheim zu Ende, denn der Landtag hatte ihre Auflösung beschlossen. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung wurden Monheim und Baumberg nach Düsseldorf eingemeindet, Hitdorf nach Leverkusen. Nach erfolgreicher Klage vor dem Landesverfassungsgerichtshof in Münster wurden Monheim und Baumberg zum 1. Juli 1976 wieder selbstständig.

Die neu formierte Stadt wurde in den Kreis Mettmann integriert. Seither hat sie sich wieder zu einem attraktiven Wohnort und leistungsfähigen Wirtschaftsstandort mit rund 44.000 Einwohnern entwickelt. Seit 1994 lautet der Stadtname „Monheim am Rhein“.

 

Wappen der Stadt Monheim am Rhein
Wappen der Stadt Monheim am Rhein

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • vor 1500
  • 1500 - 1806
  • 1806 - 1870/71
  • 1870/71 - 1918
  • 1918 - 1933
  • 1933 - 1945
  • 1945 - 1974
  • ab 1975

Stadt (heutige Zuordnung):
Monheim am Rhein

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Hennen, Karl-Heinz: Geschichte der Stadt Monheim am Rhein, ... Bde., Band 1: Von den Römern bis zu Napoleon, Monheim am Rhein 2016.
  • Hennen, Karl-Heinz: Geschichte der Stadt Monheim am Rhein, ... Bde., Band 2: Monheim unter preußischer Herrschaft 1815 - 1918, Monheim am Rhein 2017.
  • Hinrichs, Fritz: Geschichte der Monheimer Höfe, o. O., 1959.
  • Hinrichs, Fritz: Monheim in wirtschafts- und verwaltungsgeschichtlicher Sicht [auf dem Umschlag: Monheim. Von der alten Freiheit zur jungen Industriestadt], Stadt Monheim 1962.
  • Hinrichs, Fritz: Monheimer Kulturbilder aus Geschichte und Gegenwart, Stadt Monheim 1971.
  • Peters, Hans Kurt/ Scharrenbroich, Paul/ Hoffmann, Elisabeth/ König, Karl: Zeiten einer Stadt 1150 – 2000. Querschnitte aus der Stadtgeschichte zur 850-jährigen Wiederkehr der Ersterwähnung des Stadtnamens Monheim, Monheim am Rhein 1999.
  • Prömpeler, Theodor: Geschichte der ehemaligen Freiheit Monheim, Euskirchen 1929.

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Andrea Niewerth, Monheim am Rhein, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/orte/gemeinden/monheim-am-rhein/ (abgerufen am 23.04.2024)
				
			
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