Erkrath

Stadtgeschichte

Der Name „Erkrath“ taucht erstmals 1148 in zwei Urkunden des Stiftes Werden auf. Dort werden Bernhard von Everkrothe, ein „Freischöffe“, und Siegbert, ein „Freier von Everekrothe“, erwähnt. 1237 wird ein Ritter Daniel de Erkerode genannt. Stammsitz dieser Familie war wahrscheinlich das „Haus Bavier“, vormals „Schletzgut“, welches vor Jahren einer modernen Wohnanlage weichen musste.

Der Name „Erkenrode“ taucht in mittelalterlichen Urkunden mehrfach auf. Die Endung „rath“ ist auf eine Rodung zurückzuführen, woher die erste Silbe des Ortsnamens stammt, lässt sich hingegen nicht zweifelsfrei belegen. Eher unwahrscheinlich ist der Bezug zur germanischen Feuergöttin Erka. Möglich wäre die Deutung, dass der Name eines Siedlers festgehalten wurde oder die Herleitung vom indogermanischen Wort „ark“ für Wasser.

Lange war Erkrath mit seinen vielen landwirtschaftlichen Höfen ländlich geprägt.

Um 1830 wurde Erkrath durch die Nutzung einer schwefelhaltigen Heilquelle vorübergehend zu einem bekannten Kurort. Voller Stolz sprachen die Einwohner vom „bergischen Nizza“. Sie priesen es als Sommerfrische und Villenvorort von „Groß-Düsseldorf“. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein lobte es als Ruhesitz für Rentnerinnen und Rentner und pensionierte Beamtinnen und Beamte. Der Hymnus gipfelte in den Worten: „Erkrath, die Lunge Düsseldorfs“. Es wurde ein großes Kurhaus gebaut, dessen Gebäude auf der Bahnstraße 18, ehemalige Polizeiwache, erhalten geblieben ist. Liegehallen, Badehäuschen und einige Badeteiche lagen im Kurpark. Die Zeiten, da Erkrath als bekannter Kurort galt, der von Gicht- und Rheumakranken besucht wurde, waren allerdings schnell vorbei. Die Heilquelle versiegte um 1870.

Aufschwung brachte der Bau der ersten westdeutschen Eisenbahn im Jahre 1838. In der Folge siedelten sich nach und nach auch einige Industriebetriebe in Erkrath an, unter anderem aus der Papier- und Textilbranche. Weit über 140 Jahre besaß Erkrath mit 33,3 Promille die steilste Eisenbahnhauptstrecke Europas. Sie führte von Erkrath nach Hochdahl hinauf und wurde zuerst durch ein von einer stehenden Dampfmaschine gezogenes Seil – ein Jahr später durch Lokomotiven als Gegengewicht – überwunden. Daran erinnert die am Hochdahler Bahnhof aufgestellte Umlenkrolle. 1926 wurde der Seilzugbetrieb durch zusätzliche Dampflokomotiven ersetzt. Erst mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke Düsseldorf-Hagen im Jahre 1963/1964 schaffte man die Steigung ohne weitere Hilfsmittel. Mit der Eröffnung der Ost-West-S-Bahn am 28./29. Mai 1988 feierten die Bürgerinnen und Bürger der Stadt gleichzeitig auch das 150jährige Jubiläum der Eisenbahnstrecke Düsseldorf-Erkrath.

Im August 1856 wurden im Neandertal, auf Erkrather Stadtgebiet, Knochenfragmente gefunden. Die Skelettteile wurden bei den Vorbereitungen zu Sprengarbeiten in der „kleinen Feldhofer Grotte“ entdeckt. Über diesen Fund unterrichtete der Kalkbruchbesitzer den Vorsitzenden des naturwissenschaftlichen Vereins für Elberfeld Professor Doktor Johann Carl Fuhlrott (1804 – 1877), der die Knochen sorgfältig analysierte und feststellte, dass es sich um die Reste eines urzeitlichen Menschen handelte. Der Neandertaler lebte etwa zwischen 200.000 bis 40.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, aber nicht ausschließlich im Neandertal. Fundstätten seiner Zeitgenossinnen und Zeitgenossen gibt es reichlicher im Mittelmeergebiet und in Mittelasien. Seit 2013 führt die Stadt Erkrath den Slogan „Fundort des Neandertalers“.

Am 01.06.1898 schied Erkrath aus der Landesbürgermeisterei Gerresheim aus und bildete, zusammen mit den Ortschaften Unterbach, Hochdahl und Bruchhausen, eine eigene Bürgermeisterei. Die Neuordnung des Landkreises Düsseldorf-Mettmann im Jahre 1929 brachte wesentliche Veränderungen. Die Gemeinde erhielt Teile von Morp und Ludenberg, verlor aber Hochdahl und Bruchhausen.

Die Gemeinde wuchs im Jahre 1963 auf 15.300 Einwohnerinnen und Einwohner an. Insbesondere durch Zuzug von Vertriebenen und Fachkräften für die Erkrather Industrie mussten Wohnungen und Arbeitsplätze geschaffen werden. Erkrath entwickelte sich zu einer Mittelstadt. Dies wurde nach außen durch Verleihung der Stadtrechte dokumentiert. Durch Beschluss der Landesregierung vom 15.03.1966 wurde der Gemeinde Erkrath die Bezeichnung „Stadt“ verliehen und in einem Festakt am 28.06.1966 im historischen Kaiserhof-Theater zu Erkrath die Urkunde durch den Innenminister Willy Weyer überreicht.

Der jetzige Ortsteil Hochdahl hat seinen Namen von einem Hof übernommen, der in einem Schlickumer Zinsverzeichnis 1392 als „Ym Dale“ und 1416 „Uf dem Dahl“ genannt wurde. Die Gemeinde führt diesen Namen allerdings erst seit 1938, nachdem der ursprünglich zu Erkrath gehörende Teil 1930 eingemeindet worden war. Bis dahin hieß sie „Millrath“. Dieser Name „Milroyde“ wurde erstmals 1218 urkundlich genannt und bedeutet so viel wie „Rodung des Milo“. Die Geschichte Millraths ist mit dem Hof „Schlickum“, der urkundlich 1050 erwähnt wird und somit ältester Siedlungspunkt Hochdahls ist, eng verbunden.

Im Ortsteil Hochdahl, mit nahezu 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der größte Siedlungsschwerpunkt im Bereich der Stadt Erkrath, vollzieht sich – Anfang der sechziger Jahre auf der „grünen Wiese“ begonnen – eines der größten städtebaulichen Vorhaben des Landes Nordrhein-Westfalen der Nachkriegszeit. Zu diesem Zweck wurde auf Initiative des Landes von der ehemaligen Gemeinde Hochdahl, dem Kreis Mettmann sowie weiteren Gesellschaftern die Entwicklungsgesellschaft Hochdahl gegründet. Ihr obliegt neben der städtebaulichen Planung und der Erschließung von Bauflächen der gesamte Grundstücksverkehr mit Bauträgerinnen und Bauträgern, Einfamilienhausbauherrinnen und -bauherren und Gewerbetreibenden. Erste städtebauliche Konzeptionen wurden von dem Stadtplaner Professor Aloys Machtemes entwickelt und später durch das Büro Kuhn, Boskamp und Partner veränderten Rahmenbedingungen angepasst. Seit dem 01. Januar 1992 ist die Stadt Erkrath Alleingesellschafterin. Das Entwicklungsziel ist inzwischen weitgehend erreicht.

Die Ortsbezeichnung Unterfeldhaus geht auf einen Hof zurück, der schon 1218 mit „Haus Unterbach“ zusammen „Velthusen“ genannt wurde. Der Hof Oberfeldhaus wurde später abgezweigt. Ursprünglich gehörte Unterfeldhaus wohl zum Besitz des Hauses Unterbach, da es von Konrad von Elverfeld 1461 mit Haus Unterbach an Dolf von Quad verkauft wurde.

Die kommunale Neugliederung von 1974/75 hatte auch auf Erkrath entscheidenden Einfluss. Vor der kommunalen Neugliederung 1974/1975 bestand die Stadt Erkrath aus den Stadtteilen Erkrath und Unterbach (mit Unterfeldhaus). Das Amt Gruiten bestand aus den Gemeinden Gruiten, Schöller und Hochdahl. Im Rahmen des Neugliederungsprozesses gab es Pläne, die Stadt Erkrath der Stadt Düsseldorf einzugemeinden. Letztlich kam es zu der Einigung, die sich noch heute in der kommunalen Gliederung widerspiegelt: Erkrath besteht aus den Stadtteilen (Alt-)Erkrath, Hochdahl und Unterfeldhaus, wohingegen Gruiten der Stadt Haan eingegliedert wurde und Schöller nach Wuppertal. Zugleich wurde der frühere Ortsteil Unterbach in die Stadt Düsseldorf eingemeindet.

Das Wappen der Stadt Erkrath wurde im Juni 1977 vom Heraldiker Lothar Müller-Westphal neu entworfen. Dies wurde durch die kommunale Neugliederung notwendig. Zum 01. Januar 1975 wurden die (alte) Stadt Erkrath und die Gemeinde Hochdahl zu der neuen Stadt Erkrath zusammengeschlossen. Verwendet wurden Embleme aus den bisherigen Wappen von Erkrath und Hochdahl, die von dem Düsseldorfer Heraldiker Wolfgang Pagenstecher 1938/1939 entworfen wurden. Die heraldische Beschreibung des neuen Wappens lautet: „In einem Tal, gebildet aus zwei an den Schildflanken aufsteigenden Bergen, ein rotes Mühlrad überhöht von einem schreitenden, blaugekrönten und blaubewehrten roten Löwen im Schildhaupt“.

Erkrath sieht sich heute als eine Mittelstadt im Grünen mit guter Anbindung an die Landeshauptstadt Düsseldorf sowie nach Wuppertal und ins Bergische Land. Erkrath ist gewissermaßen das Tor zum Neanderthal.

 

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister

  • 1898 – 1907: Johann Kaiser
  • 1907 – 1930: Franz Zahren
  • 1930 – 1935: Werner Hallauer
  • 1935 – 1945: Heinrich Rasche (NSDAP)
  • 1945 – 1946: Wilhelm Broch
  • 1946: August Westerholz (SPD)
  • 1946 – 1949: Hermann Moritz (CDU)
  • 1949 – 1954: Alex Bendt (SPD)
  • 1954 – 1956: Gertrud Thomé (später Küpper) (CDU)
  • 1956 – 1961: Alex Bendt (SPD)
  • 1961 – 1963: Gertrud Küpper geb.  Thomé (CDU)
  • 1963 – 1964: Johannes van Oost (DZP, später UWG)
  • 1964 – 1972: Gertrud Küpper geb.  Thomé (CDU)
  • 1972 – 1974: Hans Weyer (SPD)
  • 1975 – 1983: Aloys Kiefer (CDU)
  • 1983 – 1989: Gloria Ziller (CDU)
  • 1989 – 1999: Rudolf Unger (SPD)
  • 1999 – 2015: Arno Werner (CDU)
  • seit 2015: Christoph Schultz (CDU)

 

Gemeinde- und Stadtdirektoren

  • 1946 – 1953: Wilhelm Broch
  • 1953 – 1982: Albert Peters
  • 1982 – 1990: Helmut Günter
  • 1990 – 1999: Bernd Sundhoff

 

 

Wappen der Stadt Erkrath, das 1977 von Lothar Müller-Westphal gestaltet wurde
Wappen der Stadt Erkrath

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Stadt (heutige Zuordnung):
Erkrath

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Ulla Backhaus: Hochdahl in der Zeit des Nationalsozialismus (= Erkather Monographien zur Stadtgeschichte; Bd. 3), Erkrath 2010.
  • Peter Dietz: Erkrath in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (= Erkrather Monographien zur Stadtgeschichte; Bd. 2), Erkrath 2007.
  • Erika Stubenhöfer: Die Erkrather Bürgermeister 1898-1999. Stadtgeschichte im Spiegel von Biographien (= Erkrather Monographien zur Stadtgeschichte ; Bd. 1), Erkrath 2004.

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Katharina Amfalder, Erkrath, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/orte/gemeinden/stadt-erkrath/ (abgerufen am 25.04.2024)
				
			
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