Sieben Schauplätze — Ein Museum
Das LVR-Industriemuseum (bis Oktober 2008 Rheinisches Industriemuseum RIM) ist ein dezentrales Museum mit sieben Standorten in sechs Kommunen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Es hat seinen Hauptsitz in Oberhausen, Hansastraße 18.
Geplant wurde das Museum in den 1970er Jahren durch das Rheinische Amt für Denkmalpflege sowie das Rheinische Museumsamt. Gegründet wurde es am 10. Mai 1984 durch den Landschaftsverband Rheinland. Unterstützt wurde der Aufbau des dezentralen Museums von der Landesregierung NRW, der Denkmalpflege, den beteiligten Städten und durch Fördervereine an den jeweiligen Standorten.
Dem LVR-Industriemuseum sind folgende Standorte angeschlossen:
- Bergisch Gladbach: Papiermuseum Alte Dombach
- Engelskirchen: Kraftwerk Ermen & Engels
- Euskirchen: Tuchfabrik Müller
- Oberhausen: Zinkfabrik Altenberg mit dem „Museumsbahnsteig“ (stillgelegter Bahnsteig an Gleis 4 / 5 des Oberhausener Hauptbahnhofs) und den Sammlungen im Peter-Behrens-Bau
- Oberhausen: St.-Antony-Hütte mit dem Museum Eisenheim in der ältesten Arbeitersiedlung Eisenheim des Ruhrgebiets in OB-Osterfeld und dem LVR-Industriearchäologischen Park
- Ratingen: Textilfabrik Cromford
- Solingen: Gesenkschmiede Hendrichs
Das zentrale Sammlungsdepot befindet sich im „Peter-Behrens-Bau“, dem ehemaligen Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen, das zwischen 1921 und 1925 nach einem Entwurf des Architekten Peter Behrens erbaut wurde.
Standort Ratingen
In Ratingen-Mitte an der Cromforder Allee 24 befindet sich eine der ältesten erhaltenen Industrieanlagen Deutschlands: die 1783/84 von dem Wuppertaler Kaufmann Johann Gottfried Brügelmann gegründete Baumwollspinnerei Cromford. Sie gilt als erste vollmechanische Baumwollspinnerei auf dem europäischen Kontinent. Die frühindustrielle Anlage ist fast vollständig erhalten: die fünfstöckige „Hohe Fabrik“, die „Alte Fabrik“, die schlichten Arbeiterwohnungen, das Kontor und das Radhaus, das einst das Wasserrad beherbergte sowie das spätbarocke Herrenhaus Cromford, in dem sich das Museum befindet.
Anhand von originalgetreu nachgebauten Spinnmaschinen lässt sich im Schaubetrieb die Herstellung von Baumwollgarn wie vor 200 Jahren vom Rohstoff bis zum fertigen Garn nachvollziehen. Das mächtige, hölzerne Wasserrad, das im 18. Jahrhundert sämtliche Spinnmaschinen der Fabrik antrieb, liefert der „Water Frame“, der ersten vollmechanischen Spinnmaschine, heute wieder die Energie. Darüber hinaus wird am Beispiel der Geschichte Cromfords in der Ausstellung die Einführung des Fabriksystems in Deutschland thematisiert.