Kaiserreich

Das Deutsche Kaiserreich war eine konstitutionelle Monarchie, die mit der deutschen Reichsgründung am 1. Januar 1871 begann und mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und der Ausrufung der Weimarer Republik am 9. November 1918 endete.

 

Grundstrukturen

Das Deutsche Reich umfasste neben dem Reichsland Elsaß-Lothringen 25 Bundesstaaten (4 Königreiche, 6 Großherzogtümer, 5 Herzogtümer, 7 Fürstentümer, 3 Freie Städte):

  • Königreich Bayern
  • Königreich Preußen
  • Königreich Sachsen
  • Königreich Württemberg
  • Großherzogtum Baden
  • Großherzogtum Hessen
  • Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin
  • Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz
  • Großherzogtum Oldenburg
  • Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
  • Herzogtum Anhalt
  • Herzogtum Braunschweig
  • Herzogtum Sachsen-Altenburg
  • Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha
  • Herzogtum Sachsen-Meiningen
  • Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
  • Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen
  • Fürstentum Waldeck
  • Fürstentum Reuß älterer Linie
  • Fürstentum Reuß jüngerer Linie
  • Fürstentum Lippe
  • Fürstentum Schaumburg-Lippe
  • Freie Stadt Hamburg
  • Freie Stadt Bremen
  • Freie Stadt Lübeck

 

Mit 41 Millionen Menschen war das Deutsche Reich 1871 der bevölkerungsreichste Staat in Mitteleuropa, der sich bis 1914 mit bereits 68 Millionen Menschen zur größten Industrienation Europas entwickelte.

Das Kaiserreich war wirtschafts- und sozialgeschichtlich geprägt durch die Hochindustrialisierung. Ökonomisch wandelte es sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vom Agrar- zum Industrieland. Vor diesem Hintergrund war das Kaiserreich geprägt von großen gesellschaftlichen Unterschieden: Der Aufschwung der Wirtschaft hatte Massen an Zuwanderern ins Deutsche Reich geführt, die vor allem in den Großstädten unter zumeist erbärmlichen Bedingungen lebten. In krassem Kontrast dazu stand das Leben erfolgreicher Unternehmer und Bankiers, die auch politisch an Einfluss gewannen. Ihrer wirtschaftlichen Potenz verliehen sie zumeist durch Prachtbauten und einen gehobenen Lebensstil Ausdruck. Diese aufstrebende Schicht des Großbürgertums konkurrierte in ihrer Selbstdarstellung mit dem Adel, der nach wie vor seine gesellschaftliche Leitfunktion behaupten konnte.

 

Die Ära Bismarck 1871 bis 1890

Otto von Bismarck gilt als Gründer des Deutschen Reiches und war bis 1890 dessen Reichskanzler. Er bestimmte die innen- und außenpolitische Entwicklung des Reiches. An der Spitze aber stand der König von Preußen, der den vererbbaren Titel „Deutscher Kaiser“ führte.

Bismarcks außenpolitisches Hauptaugenmerk galt der Verhinderung von Koalitionen der Großmächte gegen Deutschland. Innenpolitisch forcierte er vor allem den nationalen Zusammenhalt. Als ernste Bedrohung für die preußisch-protestantisch geprägte Monarchie empfand Bismarck den politischen Katholizismus, dessen Einfluss er im „Kulturkampf“ vergeblich auszuschalten versuchte. Die größte Gefahr für das von konservativen Eliten getragene gesellschaftspolitische System sah Bismarck aber in der erstarkenden Arbeiterbewegung.

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Otto von Bismarck und Wilhelm II. über das „Sozialistengesetz“ gaben am 20. März 1890 den Anlass für den erzwungenen Rücktritt des 75-jährigen Reichskanzlers.

 

Die Wilhelminische Ära 1890 bis 1914

Wilhelm I. war von 1861 zunächst König von Preußen und seit 1871 bis zu seinem Tod am 9. März 1888 erster Deutscher Kaiser. Ihm folgte sein Sohn Friedrich III., der jedoch nur 99 Tage regierte und nach seinem Tod am 15. Juni 1888 von Wilhelm II., dem Enkel Wilhelms I., beerbt wurde.

Nach der Entlassung Bismarcks 1890 wollte Wilhelm II. das wirtschaftlich prosperierende Deutsche Reich … Unter dem jungen, technikbegeisterten Kaiser erfolgte eine fortschreitende Modernisierung der industriellen Gesellschaft.

Insgesamt zeigte sich das deutsche Kaiserreich unter Wilhelm II. so widerspruchsvoll wie der Monarch selbst: Deutschland schwankte zwischen den Extremen einer überaus dynamischen Modernisierung und dem strikten Beharren auf längst unzeitgemäßen Traditionen, in denen alles Militärische überhöht wurde. Vor allem in Preußen, dem mit Abstand wirtschaftlich stärksten und bevölkerungsreichsten Land, prallten industrieller Fortschritt und konservative Agrarstrukturen hart aufeinander.

 

Ende des Deutschen Kaiserreiches

Gegen Kriegsende kam es zu den Oktoberreformen von 1918, die unter anderem bestimmten, dass der Reichskanzler das Vertrauen des Reichstages haben musste. Schon bald darauf wurde in der Novemberrevolution die Republik ausgerufen. Die verfassunggebende Weimarer Nationalversammlung konstituierte schließlich 1919 das Deutsche Reich als parlamentarische Demokratie.

 

Kaiserbesuche im Kreis Mettmann

Auch das Kreisgebiet wurde seitens der deutschen Kaiser besucht, wie z. B. am 24. Oktober 1900 die Städte Elberfeld und Barmen, der Kreis Mettmann und die Gemeinde Vohwinkel.

 

 

Wappen und Flaggen des Deutschen Reichs und der Preußischen Provinzen 1900
Wappen und Flaggen des Deutschen Reichs und der Preußischen Provinzen

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1870/71 - 1918

Jahr:
1871 - 1918

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Christoph Nonn: Das Deutsche Kaiserreich. Von der Gründung bis zum Untergang, München 2017.
  • Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866-1918. Zwei Bände, München 1998.

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Andrea Niewerth, Kaiserreich, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/thema/kaiserreich/ (abgerufen am 25.04.2024)
				
			
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