Wohnungsnot in der Nachkriegszeit

Ausgangslage

Das Ende des Zweiten Weltkrieges stellte die Besatzungszonen und gleichermaßen später sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die Deutsche Demokratische Republik vor enorme Probleme, die es zu bewältigen galt. In der Zeit zwischen 1944 und 1950 betrug die Anzahl der Geflohenen und Vertriebenen etwa 12 bis 14 Millionen Menschen. Die Ansiedlung und Unterbringung dieser Menschen und der bereits ansässigen Bevölkerung in den vom Krieg zerstörten deutschen Gebieten brachte gewaltige Herausforderungen mit sich, die durch Wiederauf-, Um-, Aus- und Neubau bewältigt werden mussten und sich über mehr als ein Jahrzehnt hinzogen.

Vertriebene und Flüchtlinge im Kreis Düsseldorf-Mettmann

Selbstverständlich blieb auch der damalige Kreis Düsseldorf-Mettmann nicht von diesen Umständen verschont und die ersten Flüchtlingstransporte wurden dem Kreis bereits im Dezember 1945 zugewiesen. Zur Bewältigung der Unterbringung mussten in allen 14 Gemeinden des Kreises Flüchtlingssammelunterkünfte eingerichtet werden. Das Sowjetzonen- und das Umsiedlungsprogramm brachten über die Jahre immer mehr Flüchtlinge, Vertriebene und Evakuierte in den Kreis, so waren es im Jahr 1946 4.182 Personen, welche in 83 Unterkünften untergebracht wurden. Bis zum 31.03.1949 stieg die Zahl der Flüchtlinge auf 23.654 an und am 31.08.1953 betrug sie dann bereits 41.242, was einem Anteil von 15,5% der Gesamtbevölkerung des Kreises entsprach.

Situation im Kreis Düsseldorf-Mettmann in den 1950er-Jahren

Der langwierige Wiederaufbauprozess vollzog sich auch noch in den 50-er Jahren in vollen Zügen. So betrug etwa die Anzahl der wohnungssuchenden Parteien im Jahr 1950 7.650 welche bis zum 31. Dezember 1954 auf eine Zahl von 11.950 anstieg, was 41.790 Personen im Kreis Düsseldorf Mettmann entsprach, also ca. 15% der damaligen Gesamtbevölkerung. Diese Zahl stieg bis 1960 auf 16.552 Parteien an und zeigt wohl deutlich die schwere der Aufgabe, vor welcher der Kreis stand.
Der Wohnraumnot wurde mit mehreren Wohnungsbauprogrammen entgegengewirkt, welche, mit der Verteilung von Landesmitteln, die Gemeinden bei der Schaffung von Wohnraum unterstützten. Die Förderung durch öffentliche Mittel betrug in den Jahren von 1952 bis 1955 ca. 86 Millionen DM, was im Jahr 2024 etwa 240.500.000€ entsprechen würde, die zur Förderung von 11.000 Wohnungsbauten genutzt wurden.
Diese Wohnungsbauten wurden durch Mietwohnungen, Kleinbausiedlungen und Eigenheimbauten, sowohl in einzelner Durchführung sowie in Gruppenbauvorhaben, realisiert. So wurden beispielsweise viele Wohngebäude im Mettmanner Stadtteil Kaldenberg, im Ratinger Stadtteil Tiefenbroich und in der Brahmstraße in Heiligenhaus durch die Wohnungsbauprogramme gefördert und ermöglicht. Das diese Bauvorhaben nicht immer problemlos von statten gingen und teils mit massiven Problemen konfrontiert wurden zeigt ein Beispiel über eine geplante Landarbeiter-Kleinbausiedlung im Erkrather Stadtteil Unterfeldhaus. Von dem Beginn der Anstrengungen am 27.07.1956 diese zu realisieren, bis zur endgültigen Bewilligung aller benötigten Mittel am 04.08.1958 vergingen über zwei Jahre.

Archivische Überlieferung

Im Kreisarchiv Mettmann gibt es zum Thema Wohnungswesen im Bestand Düsseldorf-Mettmann (DM) eine Vielzahl an Archivalien, die die Förderung des Wohnungsbaus, die Wohnraumbeschaffung oder auch die Wohnsituationen im damaligen Kreisgebiet betreffen. Im Rahmen eines studentischen Praktikums wurde ein Teil der überlieferten Akten erstmals geordnet und verzeichnet und stehen allen Interessierten zur Benutzung zur Verfügung.

 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines studentischen Praktikums im Kreisarchiv Mettmann im August 2024.

Siedlungsbau in der Straßburger Straße in Ratingen durch den Siedlerverein Ratingen 1947 e. V.
Siedlungsbau 1951 in der Straßburger Straße in Ratingen durch den Siedlerverein Ratingen 1947 e. V.

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1945 - 1974

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Falk Schmeing, Wohnungsnot in der Nachkriegszeit, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/thema/wohnungsnot/ (abgerufen am 13.10.2024)
				
			
Skip to content