Johannes Flintrop

Vita

* 23.05.1904 in Wuppertal-Barmen, + 18.08.1942 im KZ Dachau

Die Gegenwart aus der Geschichte begreifen, hilft dabei die zentralen Werte unseres Zusammenlebens in den Blick zu nehmen. Auch heute noch ist Kaplan Johannes Flintrop ein leuchtendes Beispiel für Bekennermut, Wahrheitsliebe – wie wichtig in unserer Zeit der „fake-news“ – und die Kraft des Gebets.

Am 23. Mai 1904 in Wuppertal-Barmen geboren, wuchs Johannes Flintrop dort auf, besuchte das Gymnasium und  studierte von 1921 bis 1926 Theologie in Bonn und Münster. Nach dem Besuch des erzbischöflichen Priesterseminars wird er am 28. Juni 1927 im Hohen Dom zu Köln zum Priester geweiht. Seine erste Kaplanstelle tritt er in der Pfarre Herz-Jesu in Köln-Mülheim an.
Am 1. Februar 1932 wird er erster Kaplan an St. Lambertus in Mettmann. Der junge Priester findet eine gute Aufnahme in der Pfarre, wird Kolpingpräses und ist für zehn Jahre Religionslehrer am Realgymnasium, heute Konrad-Heresbach-Gymnasium, in Mettmann. 1940 wird er Standort-Pfarrer für Mettmann. In einem Brief an einen jungen Mettmanner, der nach dem Krieg Priester werden will, bekennt Flintrop im Oktober 1940:

„… was (wird) aus unserem Volk, wenn wir auch wirklich den Krieg gewonnen haben? Ohne Religion keine Moral; ohne Moral keine Zukunft, kein gesundes Volk… Nichts tut uns mehr Not, als ein starker unerschütterlicher Glaube. Um den beharrlich und unerschütterlich beten… In diesem Glauben allein fühlen wir uns geborgen und geleitet von der Hand des allmächtigen und allgütigen Vaters.“

Verfolgung und Haft

Bereits vier Wochen später muss er feststellen, dass entgegen den Verabredungen aus dem Reichskonkordat von 1933 die seelsorgerische Arbeit für die Wehrmachtsangehörigen schikanös behindert wird. Diese Zeugnisse und sein ganzes Verhalten zeigen, dass Johannes Flintrop in der Zeit der totalen Unterdrückung und Rechtlosigkeit sein selbstständiges Denken behielt. Er folgte nicht dem Zwang der Anpassung und bemerkte kritisch, zu einer Zeit als die deutsche Wehrmacht noch siegreich war, dass der Krieg noch nicht gewonnen sei, die eigene Armee wohl auch Gräueltaten begehe. Diese Äußerung wurde dazu verwendet den Priester, der ein offenes Wort auch in seinen Predigten nicht scheute, zu denunzieren und an die Staatsmacht auszuliefern.

Eine erste Untersuchungshaft vom 26. September bis 1. Oktober 1940 muss er ertragen. Nach seiner Entlassung hat ihn die Gestapo im Visier. 1942 wird er erneut verhaftet, in ‚Schutzhaft‘ genommen wie es im NS-Jargon heißt. Begründung: „Flintrop missbraucht sein geistliches Amt dazu…, durch defaitistische Äußerungen Unruhe und Erregung hervorzurufen, die geeignet sind, den Glauben an den Endsieg und die unverminderte Schlagkraft der Wehrmacht zu erschüttern.“

Vom 5. März bis 30. April 1942 wird er im Polizeigefängnis Düsseldorf verhört, am 1. Mai 1942 wird er als Schutzhaftgefangener mit der Nr. 29864 dem KZ Dachau überstellt, wo er in Block 13/1 untergebracht ist.
Die Briefe, die seine Angehörigen erreichen, zeigen die Hoffnung eines jungen Mannes möglichst bald aus der KZ-Haft entlassen zu werden und einen festen, unerschütterlichen Glauben in die guten Wege Gottes. So schreibt er knapp 1 Monat vor seinem Tod: „ Nun will ich schließen, daß wir einander im Gebete verbunden fühlen, stehen wir doch im Zeichen der göttl. Gnade…zu ihm dem Heiland der Welt wollen wir immer festes Vertrauen finden, ihm uns weihen und schenken, dann mag kommen, was will.“

Und in seinem vorletzten Brief, am Jahrestag seiner Priesterweihe geschrieben, heißt es: „Heute… habe ich auch in besonderer weise Eurer und der vielen anderen gedacht, für die zu beten ich mich verpflichtet fühle. … Doch bleibt die Sehnsucht. Ob die gestillt wird oder nicht hängt vom Willen des Allerhöchsten ab. Möge er uns recht bald zusammenführen.“

Nach Wochen der Entbehrung und den Strapazen der KZ-Haft stirbt Johannes Flintrop am 18. August 1942, als offizielle Todesursache wird Phlegmone mitgeteilt. Für das Jahr 1942 sind Versuche mit Phlegmone in Dachau nachgewiesen, am 29. August berichtete SS-Arzt Dr. Grawitz aus Dachau über seine Versuche nach Berlin.

Gedenken

Die Mettmanner Kolpingsfamilie sieht in  ihrem ehemaligen Präses Johannes Flintrop ein leuchtendes Beispiel für den Mut des freien Wortes in der Bedrängnis und die Kraft des Gebets. Johannes Flintrop gab in seiner Haft Zeugnis von der Hoffnung stiftenden Kraft des Gebets und der Zuversicht auf Gottes gute Wege.

Für Johannes Flintrop wurden sowohl an seinem Geburtsort Wupprtal-Barmen als auch in Mettmann jeweils ein Stolperstein verlegt. Die Stadt Mettmann hat die frühere Wilhelmstraße nach Johannes Flintrop benannt. Außerdem wurde er in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Porträt Kaplan Johannes Flintrop (1904-1942)
Kaplan Johannes Flintrop (1904-1942)

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1933 - 1945

Stadt (heutige Zuordnung):
Mettmann

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Wilfried Meiswinkel: Johannes Flintrop. Märtyrerpriester (1904-1942), hrsg. von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Lambertus, Mettmann, und der Kolpingsfamilie Mettmann, Mettmann 2013
  • Archiv der Pfarrgemeinde St. Lambertus, Mettmann
  • Archiv der Kolpingsfamilie Mettmann
  • Thomas Iking: Briefe aus der Gefangenschaft. Zum Gedenken an Johannes Flintrop, hrsg. von der Pfarrgemeinde St. Marien Wuppertal-Barmen, o. J.
  • Helmut Moll: Martyrium und Wahrheit, Gustav-Siewerth-Akademie, Weilheim 2005.
  • Helmut Moll: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn 1999

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Wilfried Meiswinkel, Johannes Flintrop, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/personen/oeffentliches-leben/johannes-flintrop/ (abgerufen am 05.05.2024)
				
			
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