Johann Carl Fuhlrott

Johann Carl Fuhlrott war ein deutscher Naturforscher, der die 1856 im Neandertaler gefundenen Skelettreste – heute wissenschaftlich bezeichnet als „Neandertaler 1“ – einem vorzeitlichen Menschen zuschrieb.

 

Vita

Ausbildung und berufliche Laufbahn

Johann Carl Fuhlrott wurde am 31. Dezember 1803 in Leinefelde (Thüringen) als Sohn eines Gastwirtes geboren. Seine Eltern verstarben, als Johann Carl gerade zehn Jahre alt war. Danach wurde er von einem Onkel, dem katholischen Priester Carl Bernhard Fuhlrott, in Seulingen (Niedersachsen) aufgezogen.

Nach dem Besuch des katholischen Gymnasiums in Heiligenstadt studierte Fuhlrott ab 1824 zunächst Katholische Theologie, wechselte nach kurzer Zeit aber zu Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Bonn. Die Schwerpunkte seines Studiums, das er mit dem Staatsexamen an der Universität Münster abschloss, waren die Paläontologie, Zoologie, Mineralogie und Botanik.

Er absolvierte zunächst seine Referendarzeit an einem Gymnasium in Heiligenstadt und wechselte von dort 1830 an eine Höhere Bürgerschule in Elberfeld. Hier blieb er und lehrte die fol­gen­den 47 Jah­re bis zu seinem Tod. Auch seine Dissertation, die er 1835 an der Universität Tübingen vorlegte, beschäftigte sich mit der schulischen Vermittlung der Naturgeschichte (Ti­tel: „Die Na­tur­ge­schich­te als Wis­sen­schaft und als Ge­gen­stand des hö­he­ren Un­ter­richts. Ei­ne päd­ago­gisch-phi­lo­so­phi­sche Ab­hand­lung“). Fuhlrotts zen­tra­les An­lie­gen in der schulischen Aus­bil­dung jun­ger Men­schen war die Ver­mitt­lung der Na­tur­ge­schich­te.

Als Johann Carl Fuhl­rott am 17. Oktober 1877 in Elberfeld (heute Wuppertal) verstarb, war er ein hoch an­ge­se­he­ner Bür­ger, des­sen päd­ago­gi­sches und na­tur­kund­liches Wir­ken für die Re­gi­on um­fas­send ge­wür­digt wur­de.

 

Naturwissenschaftler und Vereinsgründer

Am 9. April 1846 gründete Fuhlrott mit dem „Naturwissenschaftlichen Verein von Elberfeld und Barmen“ (heute „Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal“) einen der ältesten naturwissenschaftlichen Vereine Deutschlands.

1862 gründete er unter dem Namen „Wupperthaler Verein zum Schutze der Thiere“ den bis heute bestehenden Tierschutzverein Wuppertal.

Fuhlrott war seit 1846 Mitglied im Bund der Freimaurer und gehörte bis zu seinem Tod der Elberfelder Loge „Hermann zum Lande der Berge“ an.

 

Der Fund des Neandertalers

Das Auffinden der 16 mensch­li­chen Kno­chen aus der klei­nen Feld­ho­fer Grot­te änderte 1856 Fuhlrotts Leben nachhaltig. Der Fund wä­re wahrscheinlich ver­lo­ren ge­gan­gen, wenn nicht die bei­den Stein­bruch­be­sit­zer Wil­helm Be­ckers­hoff und Fried­rich Wil­helm Pie­per, die beide Mit­glie­der in Fuhl­rotts „Na­tur­wis­sen­schaft­li­chem Ver­ein“ waren, die Fun­de ge­si­chert und Fuhl­rott benachrichtigt hätten. Seine wis­sen­schaft­li­che Leis­tung war es, dass er die Fun­de aus dem Ne­an­der­tal so­fort wis­sen­schaft­lich kor­rekt ein­ord­ne­te und die Exis­tenz des fos­si­len Men­schen für be­wie­sen hielt. Da­mit war er vie­len in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Na­tur­for­schern sei­ner Zeit weit vor­aus. Sein Auf­satz zur Ein­ord­nung der Fun­de aus dem Ne­an­der­tal er­schien 1859. Im sel­ben Jahr ver­öf­fent­lich­te Charles Dar­win (1809 – 1882) sei­ne Evo­lu­ti­ons­theo­rie.

Der Fund aus dem Ne­an­der­tal er­höh­te zwar Fuhl­rotts Be­kannt­heits­grad in der wis­sen­schaft­li­chen Welt. Da die Be­deu­tung des Fun­des jedoch höchst kon­tro­vers dis­ku­tiert wur­de, er­hielt er für sei­ne wis­sen­schaft­li­che Stel­lung­nah­me vor al­lem Kri­tik und we­nig An­er­ken­nung.

 

Vielfacher Namensgeber

  • Das Elberfelder Gymnasium, an dem er über 40 Jahre unterrichtete, trägt seit 1986 seinen Namen: Carl-Fuhlrott-Gaymnasium.
  • Das Fuhlrott-Museum, ein naturkundliches Museum in Wuppertal (seit 2008 geschlossen), wurde nach dem Forscher benannt.
  • Schulen in Wuppertal, Mettmann, Leinefelde und Erkrath tragen seinen Namen.
  • In seiner Geburtsstadt Leinefelde wurde zu Ehren Fuhlrotts ein Denkmal in der nach ihm benannten Straße errichtet.

 

Johann Carl Fuhlrott
Johann Carl Fuhlrott

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1806 - 1870/71
  • 1870/71 - 1918

Jahr:
1803 - 1877

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Karl Josef Narr / Gerd-Christian Weniger: Der Neanderthaler und sein Entdecker: Johann Carl Fuhlrott und die Forschungsgeschichte, Mettmann 2001.
  • Johann Carl Fuhlrott: Mensch­li­che Ue­ber­res­te aus ei­ner Fel­sen­grot­te des Düs­selt­hals. Ein Bei­trag zur Fra­ge über die Exis­tenz fos­si­ler Men­schen, in: Ver­hand­lun­gen des na­tur­his­to­ri­schen Ver­eins der preus­si­schen Rhein­lan­de und West­pha­lens 16 (1859), S. 132-153, Nach­druck Bonn 1992.
  • Willy Bürger: Johann Carl Fuhlrott, der Entdecker des Neandertalmenschen, Wuppertal 1956³

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Andrea Niewerth, Johann Carl Fuhlrott, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/personen/wissenschaft/johann-carl-fuhlrott/ (abgerufen am 08.05.2024)
				
			
Skip to content