Hilden

Die Stadt an der Itter zählt mehr als 57.000 Einwohner und kann auf eine über tausendjährige Ortsgeschichte zurückblicken.

 

Stadtgeschichte

Ursprung

Die Ursprünge der Stadt Hilden reichen bis in das ausgehende 10. Jahrhundert zurück. Auf dem in fränkischer Zeit vormals verwaldeten, unbesiedelten Ortsgebiet wurde bis 985 eine Grundherrschaft ausgebaut, die sowohl einen Fronhof als auch eine Eigenkirche umfasste. Grundherr war der Vorsteher des Erzbistums Köln. Dies geht aus einer Urkunde von 1074 des Kölner Erzbischofs Anno II. (1056 – 1075) hervor, die aussagt, dass ,,dem Kunibertstift zu Köln […] durch Erzbischof Everger der Zehnte des Waldes in Hilden entzogen worden [sei] (decimam silve in Heldein)‘‘.

1178 wurde der Hof Hilden vom Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167 – 1191) an den Grafen Engelbert von Berg (1160-1189) für ,,400 Mark Silber‘‘ verpfändet, um Kaiser Friedrich I. Barbarossa (um 1122 – 1190) bei einer Heerfahrt unterstützen zu können. Ab diesem Zeitpunkt standen die Hildener Vogteirechte im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen den bergischen und kölnischen Grundherren, die erst mit Gründung des Großherzogtum Berg 1806 und der Eingliederung in das Königreich Preußen 1815 beendet wurden.

 

Namensbedeutung

Hilden wurde in Urkunden auch als „Helethen“ (1176) oder „Helede“ (1179) bezeugt. Mutmaßlich entstammte der heutige Stadtname dem mittelniederdeutschen Wort „helde“ und charakterisiert Hilden als Ort „an der Halde“, „am Abhang“, oder „eine[r] Rodung an der Lichtung am Walde‘‘.

 

Industrialisierung und Stadterhebung

Unter preußisch Herrschaft entwickelte sich der Ort im Zuge der Industrialisierung zu einem wichtigen Wirtschaftszentrum der Region. Die geographische Nähe zu Köln, Elberfeld und Solingen begünstigte eine Ansiedlung von Unternehmen der textil- und metallverarbeitenden Industrie entlang der Itter. Ein starker Zustrom von Arbeitskräften setzte ein und führte im 19. Jahrhundert zu einer Vervierfachung der Einwohnerzahl.

Nicht zuletzt bewirkte der wirtschaftliche Aufschwung, dass Hilden ab 1843 eine eigene Verwaltung erhielt und am 18. November 1861 durch König Wilhelm I. von Preußen zur Stadt erhoben sowie von der Gemeinde Eller losgelöst wurde. Der Prozess war maßgeblich durch den Fabrikanten Wilhelm Kampf forciert worden, der sich in einem Antrag vom 3. Dezember 1859 erfolgreich um die Verleihung der Stadtrechte im Gemeinderat bemüht hatte. Die Umsetzung des Anliegens war mit ,,d[en] in den letzten 10 Jahren im gewerblichen Verkehr gemachten Fortschritte[n] sowie d[en] entstandenen verschiedenen Industrie-Anstalten [in Hilden]‘‘ durch den Rat begründet worden.

1874 wurde Hilden an das Eisenbahnnetz Düsseldorf-Opladen angeschlossen und stellte 1900 durch den Architekten Walter Fuhrmann (1873 – 1945) den Bau des ersten Rathauses fertig, das im Stil der deutschen Renaissance aus Waiberner Tuffstein gebaut wurde. Im gleichen Jahr erhielt Hilden das bis heute verwendete Stadtwappen.

 

Hilden im 20. Jahrhundert

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die wirtschaftliche Bedeutung Hildens durch Ansiedlung der Kunstseidenindustrie weiter gestärkt und die Stadt entwickelte sich zu einer regionalen Hochburg der deutschen Arbeiterschaft. Vor allem die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) konnte hier bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten Stimmenanteile von über 30 Prozent verzeichnen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Hilden von 46 Bombenabwürfen getroffen, bei denen insgesamt 42 Zivilisten starben. Weitere 1.053 aus der Stadt stammende Soldaten fielen an der Front. Bereits zuvor waren infolge des Novemberpogroms 1938 sieben Hildener Juden getötet worden.

Nach 1945 veränderte sich das Stadtbild durch den Zustrom von Heimatvertriebenen aus dem Osten grundlegend. Die Einwohnerzahl erhöhte sich 1950 auf nahezu 30.000 und  durch die Erschließung neuer Wohnflächen dehnte sich die Stadt weiter aus.

In den 1970er Jahren wurde eine Restrukturierung der Stadt und des Kreises Düsseldorf-Mettmann vorgenommen: Durch die Kommunale Gebietsreform fielen 1975 der Elb- und Menzelsee sowie der Dreiecksweiher an den Düsseldorfer Stadtteil Unterbach, während das Stadtgebiet nördlich der Autobahn A46 (Eickert, Haanhof, in den Benden) der Stadt Erkrath zugesprochen wurde. Im Gegenzug erhielt Hilden das Haaner Gebiet ,,Schönholz‘‘ und die Stadt wurde in den umbenannten ,,Kreis Mettmann‘‘ eingegliedert. Die Verringerung der Grundfläche Hildens von 3.184 auf 2.601 Hektar machte die Stadt zu der am dichtesten besiedelten des Kreises.

 

Sanierung- und Baumaßnahmen

Neben der Gebietsreform wurden seit Ende der 1960er Jahre Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft sowie Modernisierung des Stadtbilds bzw. -gebiets getätigt. Dies wurde vom Rat für notwendig erachtet, zumal die einsetzende Ölpreis- und Stahlkrise zur Schließung einiger Betriebe in Hilden führte (unter anderem Mannesmann, Thyssen, Bremshey, Schlieper+Laag, Bauermann), in dessen Rahmen 4.500 – 5.000 Arbeitsplätze verloren gingen. Über die Grundstücksgesellschaft Hilden (GKA), an der sich die Stadt mehrheitlich beteiligte, konnte durch den Ankauf und der Reaktivierung des Großteils der stillgelegten Industrieanlagen neue Betriebe angesiedelt sowie im Fall des ,Mannesmann-Geländes‘ 1.000 Arbeitsplätze zugesichert werden.

Einen weiteren positiven (wirtschaftlichen) Effekt erzielte die Inbetriebnahme der S-Bahn-Strecke Flughafen Lohausen-Hilden-Solingen-Ohligs 1982, die eine Anbindung Hildens an das Schienennetz des Personenverkehrs der Großstädte Düsseldorf und Wuppertal ermöglichte. Die Verbesserung der städtischen Infrastruktur, und damit einhergehend der Lebensqualität, welches sich in einem deutlichen Anstieg der Einwohnerzahl von 37.427 im Jahr 1960 auf 54.782 im Jahr 1990 manifestierte, wurde zudem durch intensive Sanierungs- und Baumaßnahmen in Hilden vorangetrieben. Insbesondere die Innenstadt wurde mit Fertigstellung der Fußgängerzone in der Mittelstraße 1987 sowie der Einweihung des neuen Rathauses 1991 und Nové-Město-Platzes 1993 (anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Partnerschaft mit der englischen Stadt Warrington und des tschechischen Ortes Nové Město nad Metují) grundlegend modernisiert.

 

Kultur wird in Hilden gross geschrieben

Nicht zuletzt sollte auch das kulturelle Gedächtnis der Stadt gefördert werden. Dem berühmtesten Bürger der Stadt wurde mit Eröffnung des Wilhelm-Fabry-Museums am 17. September 1989 auf dem ehemaligen Gelände der „Dampfkornbranntwein-Brennerei Vogelsang‘‘ an der Benrather Straße, in der von 1864 bis 1979 Korn gebrannt worden war, eine eigene Erinnerungsstätte gewidmet. Daneben konnten mit Einweihung der neuen Bücherei am Nové-Město-Platz 1994 sowie des Kultur- und Weiterbildungszentrums ,,Altes Helmholtz‘‘ in der Gerresheimer Straße 20 im Jahr 2004, in dem die Musik- und Volkshochschule, das Stadtarchiv, der Stadtverband der Musiker und Sänger sowie die Jugendkunstschule untergebracht wurden, weitere bedeutende kulturelle Einrichtungen der Hildener Öffentlichkeit übergeben werden.

 

Bedeutende Bürger

Die berühmteste Persönlichkeit der Stadt, der Wundarzt und Begründer der wissenschaftlichen Chirurgie in Deutschland, Wilhelm Fabry, wurde 1560 hier geboren.

Eine herausragende Stellung nahmen auch die aus Hilden stammenden Theologen Anton (1615 – 1685) und Wilhelm Hüls (1598 -1659) ein, die sich für die Verbreitung der reformierten (calvinistischen) Lehre am Niederrhein eingesetzt hatten. Wichtiges bauliches Zeugnis war in diesem Zusammenhang die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Hildener Reformationskirche, die heute zu den bedeutendsten, im romanischen Stil erbauten Emporenbasiliken des Rheinlands zählt.

 

Bevölkerungszahlen

  • 1807                  1.800
  • 1850                  3.586
  • 1860                  4.510
  • 1880                  7.947
  • 1890                  8.591
  • 1900                11.301
  • 1939                21.000
  • 1945                25.282
  • 1950                28.246
  • 1960                37.427
  • 1970                50.228
  • 1980                53.343
  • 1990                54.782
  • 2000                56.412
  • 2010                55.441
  • 2021                55.182

 

Bürgermeister

Hauptamtliche 

  • 1808 – 1809     Georg Eberhard Clamor Friedrich von dem Bussche-Ippenburg
  • 1809 – 1814     Albert Asbeck, Hilden
  • 1814 – 1818     Nicolas von Pigage, Benrath
  • 1819 – 1822     Hermann Leven, Benrath
  • 1822 – 1842     Franz Albert Schieß, Benrath
  • 1842 – 1843     Interregnum: Beigeordneter August Reyscher, Hilden
  • 1843 – 1845     Eduard Eugen Freiherr von Wittenhorst-Sonsfeld, Hilden
  • 1846 – 1851     Hermann Clemens, Hilden
  • 1851 – 1865     Albert Koennecke, Hilden
  • 1865 – 1877     Joseph Johann Pabst, Hilden
  • 1877 – 1894     Karl Julius Wachtel, Hilden
  • 1894 – 1896     Interregnum: Beigeordneter Wilhelm Ferdinand Lieven, Hilden
  • 1896 – 1920     Karl Wilhelm Heitland, Hilden
  • 1920 – 1933     Dr. Erich Lerch, Hilden
  • 1933 – 1945      Walter Schomburg, Hilden
  • 1999 – 2009     Günter Scheib
  • 2009 – 2014     Horst Thiele
  • 2014 – 2020     Birgit Alkenings
  • seit 2020          Dr. Claus Pommer

 

Ehrenamtliche Bürgermeister/-in

  • 1945 – 1946     Hermann Sayn
  • 1946 – 1948     Otto Goldhorn
  • 1948                 Franz Klems
  • 1948 – 1952     Otto Köster
  • 1952 – 1969     Robert Gies
  • 1969 – 1994     Dr. Ellen Wiederhold
  • 1994 – 1999     Günter Scheib

 

Stadtdirektoren

  • 1946 – 1958     Hans Beaujean
  • 1958 – 1965     Hans Knop
  • 1965 – 1974     Heinz Brieden
  • 1974 – 1999     Dr. Karl-Detlev Göbel

 

Wappen der Stadt Hilden aus dem Jahr 1900
Wappen der Stadt Hilden

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • vor 1500
  • 1500 - 1806
  • 1806 - 1870/71
  • 1870/71 - 1918
  • 1918 - 1933
  • 1933 - 1945
  • 1945 - 1974
  • ab 1975

Stadt (heutige Zuordnung):
Hilden

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Karl Martin Obermeier: 125 Jahre Stadt Hilden. 1000 Jahre alt. Hilden 1986.
  • Heinrich Strangmeier: Wie Hilden Stadt wurde, in: Strangmeier, Heinrich (Hrsg.): Hildener Jahrbuch 1961-1964. Hilden 1965.
  • Wolfgang Wennig: Geschichte der Hildener Industrie: Von den Anfängen gewerblicher Tätigkeit bis zum Jahre 1900, in: Strangmeier, Heinrich (Hrsg.): Niederbergische Beiträge. Quellen und Forschungen zur Heimatkunde Niederbergs [Band 30]. Hilden 1974.
  • Wolfgang Wennig: Hilden gestern und heute. Hilden 1977.
  • Neuigkeiten aus alter Zeit. Der Kreis Mettmann und die Geschichte seiner 10 Städte, hrsg. vom Kreis Mettmann, Mettmann 1991

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Andrea Niewerth, Hilden, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/orte/gemeinden/stadt-hilden/ (abgerufen am 24.04.2024)
				
			
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