Johann Gottfried Brügelmann

Vita

Ausbildung und beruflicher Werdegang

Jo­hann Gott­fried Brü­gel­mann wurde am 6. Juli 1750 hineingeboren in eine wohlhabende Elberfelder (heute: Wuppertal) Kaufmannsfamilie. Sein Vater war der Elberfelder Bürgermeisters Johann Wilhelm Brügelmann (1721 – 1784). Johann Gottfried war wie sein Vater in ers­ter Li­nie Kauf­mann und kein tech­nisch ver­sier­ter Mensch. Er wurde, entsprechend der familiären Tradition, in ty­pi­scher Wei­se auf den Beruf des Kaufmanns vor­be­rei­tet: Be­such der El­ber­fel­der Bür­ger­schu­le, Aus­bil­dung im vä­ter­li­chem Be­trieb, das Ken­nenler­nen von Ge­schäf­ten, mit de­nen die Fa­mi­lie zu­sam­men­ar­bei­te­te. Be­legt ist z. B. 1770 ei­ne Rei­se nach Ba­sel.

 

Industrieller Vorreiter

Im 18. Jahrhundert war vor allem England der industrielle „Nabel der Welt“: Kapitalismus und industrielle Revolution nahmen hier ihren Anfang, während Deutschland sich noch auf der Stufe eines „industriellen Entwicklungslandes“ befand (die ers­te Pha­se der In­dus­tria­li­sie­rung in Deutsch­land wird in der Regel ab den 1830er Jah­ren datiert). Alle führenden Erfindungen im Bereich Maschinenbau oder Fertigungstechnik stammten in dieser Zeit aus England, britische Techniker hatten in allen Belangen die Nasen vorn. Das führte nicht selten dazu, dass Industriespione sich einschifften, um den Briten über die Schultern und auf die Finger zu schauen.

Einer dieser „Spione“ war auch Johann Gottfried Brügelmann, der Anfang der 1780er Jahre von der Erfindung eines gewissen Richard Arkwrights gehört hatte, der im englischen Cromford in der Provinz Derbyshire eine mechanische Spinnmaschine gebaut hatte. So beschloss er, selbst eine mechanische Spinnerei zu betreiben.

Am 24. August 1784 er­hielt Brü­gel­mann von sei­nem Lan­des­herrn Karl Theo­dor, Kur­fürst von der Pfalz und Bay­ern und Her­zog von Jü­lich und Berg, das Pri­vi­leg, ei­ne ma­schi­nen­ge­trie­be­ne Spin­ne­rei be­trei­ben zu dür­fen. Fast ein Jahr frü­her hat­te Brü­gel­mann bereits mit dem Bau der Fa­brik vor den To­ren der Stadt Ra­tin­gen be­gon­nen und schon im Früh­jahr 1784 konnte mit der Pro­duk­ti­on gestartet werden. Die­se Fa­brik, die Brü­gel­mann nach ih­rem eng­li­schen Vor­bild „Crom­for­d“ nann­te, gilt als die ers­te Fa­brik auf dem eu­ro­päi­schen Kon­ti­nent.

 

Aufstieg und Fall

Johann Gottfried Brügelmann machte mit seiner Fabrik ein Vermögen, ließ sich nahe der Fabrik ein pompöses Wohnhaus im Barockstil bauen und erhielt von seinem Landesherrn Kurfürst Karl Theodor den Titel „Kommerzienrat“ verliehen. Die Familie besaß nicht nur die Grundstücke, auf denen die Fabrik stand, sondern weiteren Landbesitz in der Umgebung (dazu gehörte u. a. auch die Wasserburg Haus zum Haus).

Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich das Unternehmen jedoch in einer derart angespannten wirtschaftlichen Lage, dass zur Deckung der durch die Fabrik entstandenen Verluste das umfassende Liegenschaftsvermögen der Familie Brügelmann in den Jahren bis zur endgültigen Auflösung des Unternehmens (1916) nach und nach veräußert werden musste. In diese Phase fällt auch der Verkauf des 14 Morgen großen, an Cromford grenzenden Wiesengrundes, den der Düsseldorfer Industrielle Carl Poensgen 1906 von Moritz Brügelmann (dem Sohn Johann Gottfrieds) erwarb und zu einem Landschaftsgarten nach englischem Vorbild, den heutigen Poensgenpark, ausbauen ließ.

 

Johann Gottfried Brügelmann verstarb am 27. Dezember 1802 in Ratingen.

 

Johann Gottfried Brügelmann
Johann Gottfried Brügelmann

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1500 - 1806
  • 1806 - 1870/71

Stadt (heutige Zuordnung):
Ratingen

Jahr:
1750 - 1802

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Quellen / Literatur

  • Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): „Die öde Gegend wurde zum Lustgarten umgeschaffen ...“ Zur Industriearchitektur der Textilfabrik Cromford 1783-1977, Köln 1991.
  • Eckard Bolenz: Johann Gottfried Brügelmann. Ein rheinischer Unternehmer zu Beginn der Industrialisierung und seine bürgerliche Lebenswelt, Köln 1993.
  • Die Macht der Maschine - 200 Jahre Cromford-Ratingen. Eine Ausstellung zur Frühzeit des Fabrikwesens, hrsg. vom Stadtmuseum Ratingen, Ratingen 1985

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					Andrea Niewerth, Johann Gottfried Brügelmann, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/personen/oeffentliches-leben/johann-gottfried-bruegelmann/ (abgerufen am 19.04.2024)
				
			
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