Vita
Ausbildung und beruflicher Werdegang
Peter Kraft jun. wurde am 9. Mai 1929 in Ratingen geboren. Politik war ihm in die Wiege gelegt: Sein Vater war der Ratinger Stadtverordnete und spätere Bürgermeister Peter („Harry“) Kraft, der nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten während einer Ratssitzung in Haft genommen wurde. Die Stadt Ratingen ehrte ihn durch Benennung einer Straße mit seinem Namen.
Nach dem Besuch der Volks- und der Handelsschule wurde Kraft wie viele Jungen seiner Generation im Oktober 1944 noch zum Kriegsdienst herangezogen. Im Mai 1945 kehrte er zurück und begann eine Verwaltungslehre bei der Stadtverwaltung Ratingen. Hier war er bis Ende 1947 als Verwaltungsangestellter tätig. 1953 bestand er die Beamtenprüfung für den gehobenen Dienst der Arbeitsgerichtsbarkeit und war bis Juli 1966 in Düsseldorf beim Arbeitsgericht und später beim Landesarbeitsgericht.
Politische Karriere
Bereits unmittelbar nach Kriegsende wurde Peter Kraft Mitglied der SPD sowie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Arbeiterwohlfahrt (AWO).
Seine politische Karriere begann 1959, als er in den Rat der Stadt Ratingen gewählt wurde. Parallel zu seiner Ratstätigkeit war Peter Kraft ab 1960 auch Mitglied des Kreistages in Mettmann und wurde dort bald Vorsitzender der SPD-Fraktion. Den Zenit seiner politischen Laufbahn erreichte er mit den Landtagswahlen 1966: Erstmals nach nach Kriegsende gelang es durch ihn, den bis dahin CDU-dominierten Wahlkreis für die SPD zu gewinnen. Es begann die Phase, in der Kraft gleichzeitig Abgeordneter, Ratsmitglied in Ratingen, Landrat des Kreises Mettmann und Kreisvorsitzender der AWO war. Außerdem bekleidete er auf mehreren Ebenen wichtige SPD-Funktionen.
Landrat Kreis Düsseldorf-Mettmann 1967 – 1969
1967 wurde Peter Kraft jun. zum Landrat des Kreises Mettmann gewählt. Damit war er eine der einflussreichsten Politiker- Persönlichkeiten im Kreisgebiet: Ratsmitglied, Landrat, Landtagsabgeordneter, AWO-Kreisvorsitzender. Innerhalb der SPD bekleidete er zudem die Vorsitzenden-Funktionen in der Stadt Ratingen und im Unterbezirk Mettmann, also für das gesamte Gebiet des Kreises Mettmann. Diese Bündelung in einer Person hat es seitdem bei keinem weiteren SPD-Politiker im Kreis Mettmann gegeben.
Peter Kraft sorgte entscheidend dafür, dass im Kreis Mettmann der erste fundierte Kreisaltenplan der Bundesrepublik erarbeitet wurde, der bundesweit als wegweisend galt. Verknüpft damit wurde im gesamten Kreisgebiet ein flächendeckendes Netz von Altentagesstätten aufgebaut, Fußpflegestationen entstanden und das „Essen auf Rädern“ kam ins Rollen. Innerhalb weniger Jahre konnte mit diesem Maßnahmenbündel auf mehreren Ebenen die Altenheimsituation im gesamten Gebiet des Kreises Mettmann spürbar verbessert werden, so dass Peter Kraft auch noch Jahrzehnte später als „Landrat der alten Leute“ galt.
Weitere berufliche Laufbahn
Bald nach der verlorenen Landtagswahl 1969 wurde Kraft zum „Landesschlichter“ berufen. Diese, beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales angesiedelte Funktion übte er bis zum 31. Mai 1994 aus. 1977 wurde er zum Leitenden Ministerialrat ernannt. Im gleichen Jahr musste er allerdings sein Ratsmandat niederlegen, weil er beruflich in einem Ministerium angesiedelt war, das auch kommunale Aufsichtsaufgaben wahrnahm. Ab 1994, nach Ende seiner beruflichen Tätigkeit, gehörte er wieder dem Ratinger Stadtrat an, zuletzt als stellvertretender Bürgermeister.
Die Instanz des Landesschlichter, die 1946 von den Alliierten eigeführt worden war, gilt als nordrhein-westfälisches Unikat. Als Landesschlichter gewann Peter Kraft einen beeindruckenden Überblick über die gesamte Palette von Branchen und Wirtschaftszweigen. Er wirkte in der Metall- und Elektroindustrie ebenso wie in Einzel-, Groß- und Außenhandel, bei der Bundespost oder im Bank- und Versicherungsgewerbe.
Auszeichnungen
Sein Wirken wurde mit hohen Auszeichnungen gewürdigt: Peter Kraft jun. trug das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die Arbeiterwohlfahrt verlieh ihm mit der Marie-Juchacz-Plakette ihre höchste Auszeichnung und die Landesregierung ehrte ihn mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am 11. Januar 2003 verstarb Peter Kraft jun. 74-jährig in Ratingen.