Dr. Hans von Chamier-Glisczinski

Vita

Ausbildung und beruflicher Werdegang

Hans von Chamier-Glisczinski wurde am 27. Juli 1884 in Straßburg im Elsaß geboren und entstammte einer pommerellischen Adelsfamilie. Nach dem Abitur studierte er von 1904 bis 1908 Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie in Straßburg und in München. Im Juli 1908 bestand er in Straßburg die Referendarprüfung und Ende Juni 1913 dort auch das Assessorenexamen. Mit einer rechts- und staatswissenschaftlichen Dissertation „Sind die Entscheidungen des preußischen Heroldsamts für die Strafgerichte bindend?“ promovierte er am 24. Juli 1913 in Straßburg.

Nach dreimonatiger Probezeit am dortigen Bezirkspräsidium ernannte ihn das Ministerium für Elsaß-Lothringen im September 1913 zum Regierungsassessor und übernahm von Chamier in die Verwaltung des Innern für Elsaß-Lothringen. Bis zum Jahresende blieb er beim Bezirkspräsidium in Straßburg. Am 1. Januar 1914 wurde er der Kreisdirektion Metz zugeteilt und war dort bis Kriegsausbruch tätig.

 

Landratsämter

Kreis Monschau 1920 – 1925

Am 1. August 1914 erhielt er die Ernennung zum planmäßigen Elsaß-Lothringischen Regierungsamtmann. Am 19. Januar 1920 wurde von Chamier als preußischer Regierungsassessor in die allgemeine Staatsverwaltung übernommen und der Regierung in Düsseldorf als Justitiar zugewiesen. Am 21. August 1920 übernahm er zunächst kommissarisch die Verwaltung des Landratsamtes des Kreises Monschau. Am 19. November desselben Jahres mit der Bestallung zum 1. Dezember wurde ihm das Amt des Landrats endgültig übertragen. Der Regierungspräsident urteilte über von Chamier, dieser sei „ein tatkräftiger, arbeitsfreudiger, zuvorkommender und kenntnisreicher Beamter“.

 

Kreis Düsseldorf 1926 – 1929

Ab dem 1. Januar 1926 wurde Landrat Dr. von Chamier-Glisczinski kommissarisch mit der Verwaltung des Kreises Düsseldorf beauftragt. Die Kreisvertretung entschied am 3. Mai mit 25 Stimmen und fünf Stimmenthaltungen (der Kommunistischen Fraktion), ihn als Landrat des Landkreises Düsseldorf vorzuschlagen. Der Regierungspräsident befürwortete die Entscheidung mit folgenden Worten: „Dr. v. Chamier hat in seiner bisherigen Tätigkeit bewiesen, daß er die kreiskommunalen Angelegenheiten sachlich und nach großem Gesichtspunkte zu behandeln versteht. Er ist auch in der Lage und gewillt, in seiner Eigenschaft als Landrat die staatlichen Belange in jeder Beziehung zu wahren. Da hiernach seine Befähigung und Eignung nicht bezweifelt werden kann, bitte ich, seine endgültige Ernennung zum Landrat des Landkreises Düsseldorf beim Staatsministerium zu beantragen.“ Die endgültige Übertragung des Amtes erfolgte am 16. Juni 1926.

Wegen der Kommunalen Neugliederung von 1929 wurde er zum 31. Juli 1929 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Eine Kommission, bestehend aus Sanitätsrat Dr. Einhaus (Kreisdeputierter des bisherigen Kreises, Vertreter des Zentrums in den Kreisen Düsseldorf und Mettmann), Gewerkschaftssekretär Plümacher (Vertreter der christlichen Gewerkschaften in den Kreisen Düsseldorf und Mettmann), Kreisausschussmitglied Karl Zöllig (Vertreter der SPD in den Kreisen Düsseldorf und Mettmann und zugleich Sprecher im Auftrag der KPD in diesen Kreisen) versuchte, von Chamier auch als Landrat des neuen Kreises Düsseldorf-Mettmann dem Innenminister vorzuschlagen: „Die Herren (…) baten übereinstimmend in sehr dringlicher Form, den Landrat Dr. von Chamier mit der kommissarischen Verwaltung des neuen Kreises (…) zu betrauen. Sie schienen darüber unterrichtet zu sein, daß Landrat Friedrich aus Hattingen als kommissarischer Landrat für den Kreis in Aussicht genommen ist, und erklärten mit größtem Nachdruck, daß ein der Deutschen Volkspartei angehörender Landrat niemals auf eine Mehrheit im Kreistage rechnen könne. Die deutsche Volkspartei repräsentierte zusammen mit den übrigen Rechtsparteien das Unternehmertum im Kreise Düsseldorf, und dieses stehe in so scharfem Gegensatz zu der arbeitenden Bevölkerung, daß weder die freien Gewerkschaften noch auch die christlichen Gewerkschaften jemals dafür zu haben sein würden, einem Mitgliede dieser Partei ihre Stimme zu geben. Durch eine derartige Kandidatur würden nur die schärfsten Widerstände und die erbittertsten Kämpfe innerhalb der Kreiskörperschaften entfacht und der Landrat dadurch in eine völlig unhaltbare Lage gebracht werden. Der bisherige Landrat Dr. von Chamier habe es verstanden, sich allseitig die größten Sympathien zu erwerben und deshalb sei es der einmütige Wunsch sämtlicher Parteien, ihn auch weiterhin zu behalten.“ Von Seiten des Staatsministeriums wurde ihnen erklärt, dass „ihrem Antrage voraussichtlich nicht werde entsprochen werden können, da der Kreis Düsseldorf-Mettmann ein überwiegend evangelischer Kreis (70 000 Katholiken gegen 80 000 Evangelische u. 8 000 Sonstige) und überdies für den Landrat Dr. von Chamier bereits eine anderweitige Verwendung in Aussicht genommen sei.“ [Anm. d. Verf.: Dr. v. Chamier war katholisch]. In Berlin fiel allerdings die Entscheidung zugunsten von Julius Friedrich.

 

Landkreis Grevenbroich-Neuss 1929 – 1932

Dr. von Chamier-Glisczinski wurde das Landratsamt Grevenbroich am 1. August 1929 zunächst kommissarisch und am 17. Februar 1930 endgültig übertragen.

 

Weitere berufliche Laufbahn

Am 4. Oktober 1932 erhielt er die Ernennung zum Regierungsvizepräsidenten der Regierung in Erfurt. Vierzehn Tage später trat er seinen Dienst dort an. Nachdem er im August 1933 zunächst in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde, mußte er im September 1934 unwiderruflich in den Ruhestand treten. Der Grund für diese Entscheidung war das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933.

In den Jahren von 1934 bis 1941 arbeitete von Chamier-Glisczinski als Verleger. Er übernahm den Verlag Fredebeul und Koenen, zu dem die Kölnische und die Essener Volkszeitungen gehörten.

 

Dr. Hans von Chamier-Glisczinski verstarb am 27. Juni 1970 in Kleve.

 

 

Dr. Hans von Chamier-Glisczinski, Landrat des Kreises Düsseldorf 1926-1929
Dr. Hans von Chamier-Glisczinski, Landrat des Kreises Düsseldorf 1926-1929

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1870/71 - 1918
  • 1918 - 1933
  • 1933 - 1945
  • 1945 - 1974

Jahr:
1884 - 1970

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Quellen / Literatur

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Andrea Niewerth, Dr. Hans von Chamier-Glisczinski, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/personen/oeffentliches-leben/dr-hans-von-chamier-glisczinski/ (abgerufen am 26.04.2024)
				
			
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