Langenfeld

Wie aus dem langen Feld eine Stadt wurde

Erste Erwähnung und Bedeutung des Namens

Eine erste urkundliche Erwähnung als „Langevelt“ erfuhr die Stadt in einer Urkunde aus dem Jahr 1396. Danach findet sich die Bezeichnung „das lange Feldt“ in Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert und bezeichnete offenbar ursprünglich das gesamte bäuerliche Siedlungsgebiet zwischen Itterbach im Norden, Wupper im Süden, Monheim im Westen und Bergischem Land im Osten. Später wurde der Begriff „Langenfeld“ auf die Stadt übertragen, die trotz ihrer alten Siedlungsgeschichte erst 1948 die Stadtrechte erhielt.

 

Richrath vs. Reusrath

Die Rheinländer kennen die Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf – das gleiche gilt auch für die beiden Langenfelder Stadtteile Richrath und Reusrath. Reusrath wurde schriftlich erstmals im Jahre 904 erwähnt (in einer Urkunde des Stiftes Kaiserswerth wird der Hof Neurath im heutigen Reusrath genannt), Richrath dagegen taucht erst zwischen 1090 und 1120 in alten Urkunden auf. Richrath hat allerdings mit dem Kirchturm von St. Martin das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt aufzuweisen, dagegen hat Reusrath eine der ältesten evangelischen Kirchengemeinden des Bergischen Landes (seit 1553) anzubieten. In Richrath rufen die Karnevalisten „Helau“, in Reusrath dagegen „Alaaf“. Die Gegensätze lassen sich beliebig fortsetzen.

 

Historische Entwicklung

1363 wurde die Grafschaft Berg in Ämter eingeteilt, Richrath und Reusrath gehörten zum Amt Monheim. 1666 erhielt Richrath eine eigenständige „Herrschaft“ mit eigener Gerichtsbarkeit, Jagdberechtigung sowie Abgaben- und Nutzungsrechten. Mit der französischen Verwaltungsreform von 1808 wurde Richrath, zu dem auch die Honschaften Berghausen, Immigrath und Wiescheid zählten, eine Munizipalität und erstmals mit Reusrath vereint. Von 1814 bis 1850 bildeten Richrath und Reusrath mit Monheim die „Samtgemeinde Richrath-Monheim“. Danach galt die preußische Gemeindeordnung, die Richrath und Reusrath als Einzelgemeinden zur „Bürgermeisterei Richrath“ umbenannte; Monheim wurde eine selbstständige Gemeinde. Seit 1910 galt die Bezeichnung „Gemeinde Richrath-Reusrath“, die 1936 durch die amtliche Bezeichnung „Gemeinde Langenfeld (Rheinl.)“ abgelöst wurde. Das Wappen wurde 1939 verliehen, die Bezeichnung „Stadt“ erfolgte erst 1948, daher rührt auch der immer wieder gern zitierte Beiname „Junge Stadt an alter Straße“. Die beiden kommunalen Neugliederungen von 1929 und 1975 gingen nahezu folgenlos an Langenfeld vorbei.

 

Postgeschichte

Nicht nur das Stadtwappen, sondern auch die alten Wegestundensteine an markanten Punkten in der Stadt, das Traditionspaar „Postillion und Christel von der Post“ ebenso wie ihre Bronzeskulptur vor der Stadtgalerie erinnern an die Bedeutung der Post in der Stadtgeschichte. Der Ursprung dieser Entwicklung geht auf die große Kreuzung von B 8 (heute L 219) und Hauptstraße am heutigen Berliner Platz zurück. Schon zur Römerzeit führte hier eine schnurgerade Straße aus Köln Richtung Düsseldorf, und im langen Feld kreuzte sie sich mit der Route, auf der Reiter und auch Fuhrwerke den Weg aus dem Bergischen an den Rhein fanden. Die Köln-Arnheimer Chaussee gewann im Laufe der Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung, ebenso wie die Elberfeld-Hitdorfer Chaussee, auf der die Erzeugnisse aus dem Bergischen Land an den Rheinhafen transportiert wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass an eben jener Kreuzung im Jahre 1793 eine Poststation als „Kayserliche Reichs-Posthalterey“ der Fürsten von Thurn und Taxis eröffnet wurde. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Post in Langenfeld ihre Blütezeit. In der Ära des Posthalters Lungstras verfügte sie über 24 Postillione, 22 Kutschen und 90 Pferde. Mit der Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn 1845 allerdings begann der langsame Abstieg des Postkutschenverkehrs. Die letzte Postkutsche fuhr 1905.

 

Wirtschaft und Industrialisierung

Mit der Eisenbahn kam die Industrie auch nach Langenfeld. Bis dahin lebte ein Großteil der Menschen von der Landwirtschaft, von mühevoller Heimarbeit oder als Zulieferer für die Solinger Klingenhersteller. Mit dem Anschluss an das Schienennetz änderte sich aber allmählich die Lage. So verlegte beispielsweise Carl Prinz in den 1890er Jahren seine Nietenfabrik aus Altena im Lennetal an den Bahnhof Immigrath. 1897 entstand daraus die Kronprinz AG. 1847 gründete Johann Schmitz einen Brenn- und Baustoffgroßhandel am Bahnhof Langenfeld. 1890 kam die Kartonagenfabrik Kamphausen & Felsing in die Stadt, 1897 öffnete die Weberei Becker & Bernhard ihre Fabriktore, zwei Jahre später kamen die Kraftfutterwerke Arnold Höveler dazu. Die Tatsache, dass die Gemeinde wuchs, zeigte sich auch an der Gründung neuer Bauunternehmen. So entstand 1879 die Firma von Ludwig Arndt und 1899 die von Heinrich Rotterdam. – Noch ein Wort zum Thema Verkehr: Waren es früher Eisenbahnstrecken und Postkutschenwege, die für Menschen- und Warentransporte sorgten, sind es heute überwiegend Autobahnen, mit denen Langenfeld auch gut ausgerüstet ist: Die Stadt ist umgeben von A 3, A 59 und A 542.

 

Sehenswürdigkeiten

Wasserski in Berghausen

An einem Baggersee in Berghausen eröffnete 1976 die erste Wasserski-Seilbahn in NRW. Schon im Jahr darauf fanden hier die deutschen Wasserskimeisterschaften, denen weitere auch internationale Wettbewerbe folgten, statt. In kürzester Zeit hat sich aus der alten Kiesgrube ein Zentrum für Wassersport-Begeisterte entwickelt. Um dem zunehmenden Andrang gerecht zu werden, bauten die Eigentümer die Anlage stetig aus. Heute sind vier Seilbahnen in Betrieb. Angegliedert an die Anlage ist ein kleiner Badesee mit Strand, ein Restaurant und eine Strandbar.

 

Wasserburg Haus Graven

Im Stadtteil Wiescheid liegt die Wasserburg Haus Graven. Die Burganlage findet 1341 erstmals schriftliche Erwähnung und war Sitz des Rittergeschlechts derer von Graven. Nach schweren Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg ließ Hausherr Conrad Gumprecht von Velbrück die Vorburg 1656 wieder aufbauen. Der Bruchsteinbau ist bis heute erhalten und an drei Seiten von ausgedehnten Wassergräben umgeben. 1974 wurde das Anwesen an einen Privatmann verkauft. 2010 hat die  Stadt Langenfeld die Wasserburg angemietet und sie zunächst dem Förderverein „Wasserburg Haus Graven e. V.“ zur kulturellen Nutzung übergeben. 2020 kaufte die Stadt die Burg und gründete eine Stiftung mit dem Ziel, die historische Anlage dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, den Denkmalschutz zu pflegen sowie als Bildungsstätte für Umwelt- und Klimaschutz zu beleben.

 

Gut Hecke

Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1717 erbaut. Es ist mit seinem schwarzen Ständerwerk, den weißen Fenstern und grünen Fensterläden ein typischer Vertreter der bergischen Fachwerkhäuser. Gut Hecke steht auch für eine weitere Besonderheit der Region: Von hier aus verbreitete sich im ausgehenden 19. Jahrhundert der Gemüseanbau in Reusrath, weil der sandige Lehmboden bestens für den Gemüseanbau geeignet ist. Der charakteristische Vorbau des Hauses, das „Vorlaubenhaus“, steht auf massiven Holzpfeilern. Dieses ist in der Region eine Seltenheit.

 

Turm von St. Martin

Der Turm der Kirche St. Martin ist das älteste Bauwerk in Langenfeld. Er entstand um 1180 und hat, imposant und formenreich, jahrhundertelang die umliegenden Gebäude weithin sichtbar überragt. Von der Entstehungszeit und der Architektur her steht der Turm in der Tradition der großen romanischen Bautätigkeit des auslaufenden 12. und des beginnenden 13. Jahrhunderts in Köln und Umgebung. Die Kirche selbst ist wahrscheinlich noch viel älter. Grabungsfunde weisen auf eine Steinkirche aus dem frühen 10. Jahrhundert hin, vor der es auch schon eine Holzkirche gegeben haben könnte. Besonderheiten im Innenraum der Kirche sind das Taufbecken aus Drachenfels-Trachyt (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts) und einen Lindenholz-Statue „Madonna mit Kind“ (um 1480).

 

Martin-Luther-Kirche

Das Gotteshaus im südlichen Stadtteil wurde von 1792 bis 1794 erbaut. Die Gründung der evangelischen Kirchengemeinde liegt aber viel weiter zurück: 1553 wurde sie als eine der ersten im Bergischen Land gegründet, 1625 ging sie unter und wurde 1683 erneut gegründet. Die Gottesdienste fanden zunächst im naheliegenden Pfarrhaus statt. Bevor die Kirche errichtet wurde. Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz, vor allem wegen des kostbaren Orgelprospekts, den die Kirchengemeinde 1803 erworben hat.

 

Marktplatz und Kulturzentrum

Die Stadt hat ihr Gesicht in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Am deutlichsten ist dies wohl rund um den Marktplatz zu sehen. Die Umgestaltung der großen Parkfläche zu einem offenen Platz mit Wasserspiel, Markthalle und gastronomischen Angeboten hat viel zur Belebung der Innenstadt beigetragen. Hier wurden neue Einkaufsmöglichkeiten mit Stadtgalerie, Markthalle, Marktkarree oder sass.am.markt geschaffen. Und mit dem Kulturzentrum, in welchem Musikschule, Volkshochschule, Jugendkunstschule, der Kunstraum des Kunstvereins Langenfeld sowie Theatergruppen ihr Zuhause haben, kam ein zentraler Ort für Kultur, Kunst und Bildung hinzu. In der benachbarten Stadthalle hält die Bibliothek eine Vielzahl von Medien bereit, und die Schauplatz GmbH hat sich als Veranstalter für Comedy und Jazz etabliert.

 

Einwohnerzahlen:

  • 1792:  2.602
  • 1807:  2.796
  • 1823:  3.482
  • 1832:  3.868
  • 1850:  4.835
  • 1860:  5.258
  • 1875:  5.694
  • 1885:  6.358
  • 1900:  8.469
  • 1910:  12.446
  • 1920:  13.689
  • 1930:  15.501
  • 1940:  17.796
  • 1945:  19.425
  • 1950:  23.173
  • 1960:  32.806
  • 1970:  47.209
  • 1980:  47.104
  • 1990:  53.547
  • 2000: 58.495
  • 2010:  58.936
  • 2021:  61.017

 

Bürgermeister seit 1808:

  • 1808 – 1814:  Johann Peter Lungstras
  • 1814 – 1818:  Christian Peters
  • 1818 – 1821:  Wilhelm Lungstras
  • 1821 – 1855:  Jakob Joseph Rosellen
  • 1855 – 1864:  Nicolaus Schröder
  • 1865 – 1875:  Heinrich Neurath
  • 1875 – 1877:  Rudolf Thomas
  • 1877 – 1908:  Julius Haas
  • 1908 – 1914:  Felix Metzmacher
  • 1914 – 1919:  Julius Schmidt („Bürgermeistereiverwalter“)
  • 1919 – 1934:  Friedrich Kreusch
  • 1934 – 1938:  Paul Schreiner
  • 1938 – 1944:  Otto Förster
  • 1945:  Dr. Ernst Heinrich Krischer
  • 1945:  Christian Wagner
  • 1945 – 1946:  Peter Dietzer
  • 1946 – 1953:  Karl Aschenbroich
  • 1953 – 1961:  Anton Schmitz
  • 1961 – 1989:  Hans Litterscheid
  • 1989 – 1994:  Friedhelm Görgens
  • 1994 – 2009:  Magnus Staehler
  • seit 2009:  Frank Schneider seit 2009

 

 

Wappen der Stadt Langenfeld
Wappen der Stadt Langenfeld

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • vor 1500
  • 1500 - 1806
  • 1806 - 1870/71
  • 1870/71 - 1918
  • 1918 - 1933
  • 1933 - 1945
  • 1945 - 1974
  • ab 1975

Stadt (heutige Zuordnung):
Langenfeld

Zugeordnete Kategorien

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					Marco Klatt, Langenfeld, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/orte/gemeinden/langenfeld/ (abgerufen am 19.04.2024)
				
			
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