Die Verkehrsinfrastruktur war eine der Voraussetzungen für die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung der Region.
Autobahn
Früheste Anfänge: Überlandstraßen
Die Geschichte der Autobahn führt weit zurück in die Vergangenheit: Schon Perserkönig Darius ließ im 5. Jahrhundert v. Chr. in seinem Reich für militärische Zwecke Überlandstraßen bauen, die wichtige Städte, Handelsplätze und Häfen verbanden. Auf diesen Straßen sollten seine Truppen im Bedarfsfall schnell von einem Ort zum anderen gelangen. Die Römer perfektionierten diese Technik durch Steinpflasterbeläge und gewölbte Straßendecken, die das Regenwasser zu den Seiten hin abführten. Sie legten in ihrem riesigen Herrschaftsgebiet ein dichtes Verkehrsnetz an, bei dem buchstäblich alle Wege nach Rom führten (z. B. die Strata Coloniensis, die durch das Kreisgebiet führt). Diese Römerstraßen dienten nicht nur dem Warenverkehr, sondern sollten vor allem die römischen Legionen zügig zu ihren oft weit entfernten Einsatzorten führen.
Im Mittelalter
Im Mittelalter verfielen jedoch die einst so prächtigen Römerstraßen. Erst im Frankreich des 16. Jahrhunderts besann man sich wieder auf die Baukünste der Römer und ließ das beste Straßennetz der damaligen Welt aufbauen. 1556 wurde unter König Heinrich II. die „Route National“ zwischen Paris und Orléans mit einem großen gepflasterten Streckenabschnitt ausgestattet.
Die Erfindung des Benzinmotors
Mit Carl Benz’ Erfindung des Benzinmotors im Jahr 1885 begann der allmähliche Siegeszug des Automobils und befestigte Straßen wurden nun immer wichtiger. Der Anstoß für den Bau einer ersten „Nur-Kraftwagenstraße“ in Deutschland kam schon 1904 vom autobegeisterten Kaiser Wilhelm II. Die erste autobahnähnliche Strecke der Welt wurde 1921 in Berlin eröffnet. Die 1921 in Berlin eröffnete „Automobil-Verkehrs- und-Übungs-Straße“ (AVUS) war eine Renn- und Teststrecke und ist heute Teil der A115. Dieser Prototyp der Autobahn hatte eine Länge von fast zehn Kilometern, bot für jede Fahrtrichtung eine eigene Spur, besaß einen Mittelstreifen, war kreuzungsfrei und breit genug zum Überholen. Die Strecke verfügte über eine feste und ebene Straßendecke und Kurven, die auch in hohen Geschwindigkeiten unfallfrei zu bewältigen waren – allesamt Eigenschaften, die auch heute noch wichtige Kriterien für den Autobahnbau sind. In den 1920er Jahren entstanden dann weitere Planungen für Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen. 1929 wurde zunächst mit dem Bau der Kraftwagenstraße Köln/Bonn, der heutigen BAB 555, begonnen, die als erstes Autobahnprojekt Deutschlands am 6. August 1932 vollendet wurde.
Projekt „Reichsautobahn“
Ab 1933 wussten die Nationalsozialisten die wirtschaftlichen, verkehrstechnischen und politischen Möglichkeiten der Autobahnen zu nutzen. Hitler stilisierte sich gerne zum Erfinder der Autobahn — zwar ist ihm dieses nicht zuzuschreiben, jedoch hat das „Projekt Reichsautobahn“ in der Tat rasch ein dichtes Netz an Straßen hervorgebracht. Schon 1936 waren rund 1000 Kilometer fertig gestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden dann bis 1945 viele Streckenabschnitte der Reichsautobahn durch Bombenangriffe zerstört. Nach dem Krieg wurde der Ausbau des deutschen Autobahnnetzes in den drei Westzonen durch die Alliierten vorangetrieben. Bis 1949 waren die meisten der im Krieg gesprengten Brücken wieder befahrbar. Mit dem Neubau von Strecken wurde Anfang der 1950er Jahre begonnen — als erstes Großprojekt wurde 1956 das Frankfurter Kreuz fertig gestellt. Heute hat die Bundesrepublik mit rund 13.000 Kilometern Gesamtlänge eines der dichtesten Autobahnnetze der Welt.
Die „Reichsautobahn“, die heutige A3, führt heute noch durch das Kreisgebiet. Aber auch ehemalige Reichs- bzw. Bundesstraßen, die durch das Kreisgebiet führen, sind in den letzten Jahrzehnten zu Autobahnen ausgebaut worden. Hier sind vor allem die A 52, die A 44 und die A 46 zu nennen. Erst vor kurzer Zeit wurde die ausgebaute B 224 die von Essen-Werden um Velbert und Wülfrath herum nach Wuppertal führt zur A 535 hochgestuft.
Der Ausbau des Straßennetzes im Bergischen Land ab 1800
Die Topographie des Bergischen Landes war für die durch die Industrialisierung bedingten neuen Anforderungen an den Verkehr eher ungünstig. Von Ost nach West abfallende Gebirgszüge und zahlreiche Gewässer bargen erhebliche Schwierigkeiten für den Bau von Verkehrswegen. Um 1800 war das Straßennetz äußerst schlecht, überregionale Straßen gab es kaum. 1806 begann im Großherzogtum Berg der „Chausseebau“, der zumeist in die Täler verlegt wurde. Hier entstanden zahlreiche künstlich angelegte Wege, wie z. B. die Strecken Düsseldorf-Mettmann-Barmen-Schwelm-Hagen oder Duisburg-Düsseldorf-Opladen. Allerdings waren diese aufgrund der hohen Kosten für die Instandhaltung häufig nur schwierig zu befahren.
Der nach 1815 intensivierte Straßenbau, der nun befestigte Staatsstraßen in Angriff nahm, änderte diese Situation in den folgenden zwei Jahrzehnten. Zwischen 1823 und 1839 entstand z. B. die Aggertalstraße als erste durchgehende Verbindung von Köln bis Olpe. Durch die zunehmend befestigten Straßen konnten die täglichen Postverbindungen und der Personenverkehr per Postkutsche sowie der Güterverkehr bis Mitte des 19. Jahrhunderts erheblich verbessert werden. Es entwickelten sich Fuhrgewerbe, die nicht nur lokale, sondern auch regionale Fuhrdienstleistungen anboten.
Schienennetz: Eisenbahn und Straßenbahn im Kreis Mettmann
Der Bau der ersten Eisenbahnlinien
Trotz des Ausbaus des Straßennetzes blieb die Verkehrslage in dem mehr und mehr dicht besiedelten Raum jedoch bis zum Ende der 1830er Jahre unbefriedigend. Von 1838 bis 1841 wurde die Eisenbahnlinie zwischen Düsseldorf und Elberfeld als eine der ersten in Deutschland gebaut. Und auch die 1845/46 in Betrieb genommene Strecke Köln-Duisburg ist eine noch heute bestehende Strecke im regionalen Eisenbahnnetz.
Ab 1850 ist dann der Ausbau des Eisenbahnnetzes so vorangetrieben worden, dass um 1900 fast alle kreisangehörenden Gemeinden in irgendeiner Form an das Eisenbahn- und Kleinbahnnetz angeschlossen waren. Hiervon profitierten Gewerbe und Industrie, die sich nunmehr im Umfeld der Eisenbahnlinien ansiedelten, um so ihre Güter schnell transportieren zu können.
Personennahverkehr
Aufgrund der zunehmenden Industrialisierung wuchsen nach 1850 mehr und mehr bergische Städte zu Großstädten heran, so dass der innerstädtische Nahverkehr spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Problem wurde. Zwar waren mittlerweile die meisten Straßen in den Städten gepflastert, doch genügten diese bereits vor dem Aufkommen des Automobilverkehrs dem stark zunehmenden Personen- und Güterverkehrs nicht mehr.
1891 war die erste motorbetriebene Straßenbahn für den innerstädtischen Personentransport (Strecke Ronsdorf-Müngsten der „Barmer Bergbahn AG“) errichtet worden. Die „Kreis Mettmanner Straßenbahn GmbH“ betrieb die Strecken von Mettmann nach Düsseldorf-Grafenberg sowie Wülfrath und Vohwinkel. Zwischen Benrath und Vohwinkel bzw. Ohligs verkehrte eine Straßenbahn, die durch Hilden führte. Die Straßenbahn von Düsseldorf nach Ratingen, eröffnet 1897, fährt heute immer noch – seit Februar 2016 als U72.