Wirtschaft im Kreis Mettmann

Nicht nur die Kalkindustrie hat den Kreis Mettmann geprägt. Auch andere Wirtschaftszweige haben hier ihre Spuren hinterlassen.

 

Die Wirtschaftsstruktur des niederbergischen Raumes

Gründerjahre und Verkehrsentwicklung

Die Wirtschaftsstruktur des niederbergischen Raumes war vor 1800 im Wesentlichen geprägt durch die Landwirtschaft, den Kalkabbau und das Kleineisenhandwerk (Messer, Scheren). 1783 gründete Johann Gottfried Brügelmann in Ratingen die Textilfabrik Cromford, die die erste Fabrik auf dem europäischen Kontinent war.

Die eigentliche Industrialisierung begann jedoch erst nach dem Bau wichtiger Eisenbahnlinien. Mit der Verkehrserschließung seit den 1870er Jahren setzte eine Entwicklung ein, die in der Folge die Industrialisierung im 19. Jahrhundert massiv vorantrieb. Seitdem entstanden immer mehr Fabriken auch im Kreisgebiet. Die Schwerpunkte lagen nach wie vor in der Textilbranche, der Papierindustrie und in der metallverarbeitenden Industrie. Letztere wurde durch den Abbau von Erzen und Kalk im Kreis besonders gefördert. So sind die Kalkwerke in Wülfrath und Umgebung bis heute das Zentrum der Kalkgewinnung Deutschlands.

 

Zeit der Industrialisierung und Weltkriege

Die Hoch­in­dus­tria­li­sie­rung in der Zeit des Kai­ser­reichs ver­än­der­te das Ge­sicht der Region nachdrücklich: Durch die Intensivierung der Maschinenarbeit konzentrierten sich Produktionsstätten zunehmend räumlich. Die Einwohnerzahlen in diesen Industrieregionen stiegen rasch an und einige der kreisangehörigen Städte erhielten bereits im 19. Jahrhundert die Stadtrechte: Velbert, Wülfrath und Mettmann 1856 oder Hilden 1861.

Das Ruhrgebiet, das sich zu einem der größten Bergbau- und Schwerindustriezentren Deutschlands entwickelte, benötigte Konsumgüter jeglicher Art für seine damals sprunghaft ansteigende Bevölkerung. So bildeten sich an seinen Grenzen weitere industrialisierte Räume, zu denen auch das Kreisgebiet gehörte. Die Palette der Erzeugnisse, vor allem aus dem Bereich der Eisenverarbeitung, nahm zu: neben Schlössern und Beschlägen (Velbert) wurden nun z. B. Federn, Waagen, Fittings, Werkzeuge oder Halbfertigprodukte gefertigt. Aber auch die Verpackungsindustrie, beruhend auf der einfachen Papierherstellung, sowie die Textilindustrie entwickelten neue Produkte.

Die beiden Weltkriege haben der Industrie im Kreisgebiet insgesamt nur relativ wenig geschadet. Zwar wurden auch hier die Fabriken auf die Rüstungsproduktion umgestellt und die fehlenden Arbeiter durch Kriegsgefangene, Frauen und Zwangsarbeiter ersetzt. Aber auch die durch Zerstörung, Demontage und militärische Besatzung verursachten Produktionsschwierigkeiten und die dadurch verursachten Einbußen konnten in vergleichsweise kurzen Zeiträumen ausgeglichen und die Produktionszahlen wieder erhöht werden.

 

Zeit des Wirtschaftswunders

In den 1950er Jahren setzte in der neu gebildeten Bundesrepublik das „Wirtschaftswunder“ ein. Viele Fabriken und kleinere Familienbetriebe entstanden auch im Kreis Mettmann, so dass genügend Arbeitsplätze für die – auch durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten – stark gewachsene Bevölkerung zur Verfügung standen. Die Landwirtschaft rückte dabei immer weiter zugunsten andere Wirtschaftszweige in den Hintergrund, ist aber auch heute noch nicht vollständig aus dem Kreisgebiet verschwunden.

Obgleich der Kreis Mettmann heute durchaus ein „Industriekreis“ genannt wird, handelt es sich jedoch nicht um ein zusammenhängendes Industrierevier. Vielmehr wechseln sich einzelne kleinere Industriebereiche mit landwirtschaftlichen Nutzflächen ab.

Wirtschaftszweige im Kreis Mettmann

  • Landwirtschaft → Vor allem Mühlen waren prägend für den heutigen Kreis Mettmann: z. B. die Angermühle und die Winkelsmühle. Die zunehmende Industrialisierung hat die Landwirtschaft im Kreisgebiet jedoch immer weiter zurückgedrängt.
  • Textilindustrie → Die Tuchmacherei spielte im Niederbergischen Raum schon früh eine Rolle — kleinere Tuchmacherzentren waren Mettmann und Wülfrath. In Ratingen existierte die Textilfabrik Cromford, die als erste Fabrik auf dem europäischen Kontinent die Mechanisierung der Spinnerei betrieben hat.
  • Metallverarbeitende Industrie → Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Velbert über die Herstellung von Schlössern und eisernen Lampen berichtet, in Langenberg über die von Messern und Gabeln. Bis in das 19. Jahrhundert war die Metallwarenherstellung im hiesigen Raum dann vor allem ein Nebenerwerb zur Landwirtschaft und wurde fast ausschließlich als Winterarbeit betrieben. Durch die Intensivierung der Maschinenarbeit reichten bald die Gewinne, die mit den verstreut liegenden Kotten erzielt werden konnten, nicht mehr aus. Viele Kötter wanderten in die Industriellen Zentren ab und wurden zu Industriearbeitern.
  • Kalkgewinnung → Der natürliche Rohstoff Kalk ist vor allem in den Abbauregionen in der Mitte und im Norden des Kreises Mettmann ein bedeutender Wirtschaftszweig. Hier wurde bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Kalk abgebaut. Die Gründung der Kalkindustrie ist auf den gestiegenen Kalkbedarf der Stahlindustrie an der Ruhr zurückzuführen. Vor allem Wülfrath gilt nach wie vor als deut­sches Kalk­zentrum und ist bis heute durch den Kalkabbau geprägt, ob­wohl die Be­deu­tung der Kal­k­in­dus­trie rück­läu­fig ist. Thyssen hatte einst die Flächen gekauft, um den Rohstoff für seine Stahlindustrie zu gewinnen. Das Rheinkalk-Werk Flandersbach mit dem Steinbruch Rohdenhaus gilt als größtes Europas. Auch Haan war bis in die 1960er Jahre ein Kalkzentrum. Hier hat die Rheinkalk GmbH im Werk Dornap von 1899 bis 1966 Kalk abgebaut. Der Dolomitsteinbruch liegt im Gruiten-Dornaper Massenkalkzug, der vor 370 Millionen Jahren entstanden ist und bis in 36 m Tiefe gewonnen wurde. Heute erinnern nur noch die Gruben selbst sowie einige Reste der Produktionsanlagen an die vergangene Industriezeit.

 

 

Zusammenfassung

Inhalt

Einordnung

Epoche(n):

  • 1500 - 1806
  • 1806 - 1870/71
  • 1870/71 - 1918
  • 1918 - 1933
  • 1933 - 1945
  • 1945 - 1974
  • ab 1975

Zugeordnete Kategorien

Quellen / Literatur

  • Die Geschichte des Kreises Mettmann, hrsg. v. Kreis Mettmann, Der Landrat, Mettmann 2001.

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Artikels die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an:

				
					Andrea Niewerth, Wirtschaft im Kreis Mettmann, in: Kreislexikon Mettmann, abgerufen unter: https://kreislexikon-mettmann.de/thema/wirtschaft-im-kreis-mettmann/ (abgerufen am 29.04.2024)
				
			
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