Das Judentum, das auf eine lange, bewegte Historie zurückblickt, zählt zu den fünf großen Weltreligionen und gilt als die älteste Religion der Welt. Nach Frankreich und Großbritannien ist die jüdische Gemeinschaft in Deutschland die drittgrößte auf dem europäischen Kontinent. Die größten jüdischen Gemeinden befinden sich heute in Berlin, München und Frankfurt.
Da sich der Zuschnitt der jüdischen Synagogengemeinden nicht notwendigerweise an den jeweiligen politisch-kommunalen Verwaltungsstrukturen orientiert, gehören die im Kreis Mettmann lebenden Jüdinnen und Juden sowohl zur jüdischen Gemeinde Düsseldorf (Erkrath, Haan, Hilden, Langenfeld, Mettmann, Monheim am Rhein, Ratingen) als auch zur jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal (Heiligenhaus, Velbert mit Langenberg und Neviges, Wülfrath).
Juden in Deutschland – Deutsche Juden und ihre Geschichte
19. Jahrhundert
Aus den nur sehr spärlich überlieferten Quellen ist über jüdische Bürger im heutigen Kreis Mettmann in der Zeit vor 1700 kaum Konkretes abzulesen. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts lassen sich Juden dauerhaft hier nieder. Ein jüdisches Leben hat sich im Kreis Mettmann und seinen kreisangehörigen Städten zumeist jedoch erst im 19. Jahrhundert etabliert.
Die Bemühungen um eine bürgerliche Gleichstellung der Juden haben sich durch fast das gesamte 19. Jahrhundert gezogen. In den deutschsprachigen Staaten (Deutsches Reich, Österreich, Schweiz) wurde ihre rechtliche Gleichstellung in vielen Einzelschritten vollzogen. So gewährte bereits das „Preußische Judenedikt“ von 1812 den dort wohnhaften und erwerbstätigen Juden das Staatsbürgerrecht. Das Edikt war jedoch nicht in allen Teilen Preußens gültig. Als Ausdruck von Emanzipation und rechtlicher Gleichstellung sind im 19. Jahrhundert in vielen Landesteilen blühende jüdische Gemeinden entstanden, so auch in der Rheinprovinz. Bereits 1825/26 existieren hier drei Synagogen: in Düsseldorf, Ratingen und Langenberg. Das Kaiserreich war für die Mehrzahl der deutschen Juden eine Epoche des wirtschaftlichen Erfolges sowie des sozialen Aufstieges.
Nationalsozialismus
Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten brach ab Januar 1933 die Sicherheit des jüdischen Daseins schnell zusammen: Das auf der Grundlage von Artikel 48 der Weimarer Verfassung am 24. März 1933 vom Reichstag beschlossene „Ermächtigungsgesetz“ setzte die Beseitigung aller rechtsstaatlichen Prinzipien in Gang und ermöglichte nicht nur die Erhebung des Rassenantisemitismus zu einem grundlegenden Baustein der Regierungspolitik. Insgesamt fielen dem NS-Völkermord etwa 5,7 Mio. europäische Juden zum Opfer, darunter 165.000 deutsche.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges offenbarte sich die schreckliche Wahrheit, dass nur etwa 15.000 deutsche Juden außerhalb der Konzentrations- und Vernichtungslager die nationalsozialistische Verfolgung überlebt hatten. Nach einer Statistik der britischen Regierung lebten 1946 im Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen 2.494 Juden, deren Heimat schon vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten im Rheinland oder in Westfalen gewesen war, exakte Zahlen für die kreisangehörigen Städte sind nicht amtlich überliefert.
In den Städten des heutigen Kreises Mettmann fand jüdisches Leben nach 1945 kaum statt — Ende der 1980er Jahre lebten hier nur noch wenige Juden und ein Aussterben stand zu befürchten. Auch bundesweit blieb die Zahl der in Deutschland lebenden Juden bis 1989 mehr als drei Jahrzehnte lang konstant bei rund 30.000 Menschen. Dieser Zustand änderte sich erst, als nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ Deutschland zu einem Einwanderungsland für sowjetische Juden wurde und eine stetig steigende Zahl von Menschen aus den GUS-Staaten hierhin strömte. Heute (Stand 2021) leben in Deutschland rund 94.000 Juden, die Mitglied einer der insgesamt 105 jüdischen Gemeinden sind.